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ein gar großes schweres und pergamentenes Buch, das ein einziger Mann nit wohl naher thun und handeln kann, welches inwendig der Decken an Orten und Enden herum, anstatt der Spangen, mit hölzernen Reinen beschlagen und ein jedes Blatt eine junge Kalbshaut soll gewest sein". Da Ordensregel wie Praxis wissenschaftliche Beschäftigung bei den Hirsauer Mönchen so gut als ausschloßen, bestand dis Büchersammlung nur aus Büchern religiösen Inhalts, Kirchenvätern und den Werken der Scholastiker und Mystiker'). vieles davon ist Jahrhunderte vor der Reformation durch lässige, unwissende Äbte verschleudert worden. Manches wertvolle Stück wunderte zur Zeit des (Lonstanzer Konzils lehnungsweise dorthin und ward nicht mehr zurückgegeben. Bücher und Manuskripte in ziemlicher Menge nahm Herzog Ludwig (fZ68—f593) »acl usum domdarclicum", wie rLrusius sagt, d. h. um Patronen daraus machen zu lassen, nach Stuttgart fort, den Rest brachte der katholische Abt Wunibald Zürcher im Jahre f6H6 nach dem Ravensbur gischen Schloß Blumenegg. Daß diese Schätze bei dem Brand des Schlosses untergegangen seien, ist eine Erdichtung Wunibalds, der die Sachen vorher anderswo in Sicherheit brachte ?). So fanden also die Franzosen bei ihrem Zerstörungswerk im Jahr f692 überhaupt keine Bibliothek mehr vor und zudem erreichte ja damals das Feuer die Bibliothekräums gar nicht. In einem Aktenfasoikel des Kgl. Archivs zu Stuttgart steht bei der Rubrik ,,Hirsau": „Bisher fehlten
0 Auf der Wolfenbüttler Bibliothek ist" ein Verzeichnis dieser Bücher zu finden.
2 ) S. weiter unten das über das Archiv des Klosters Weingarten Bemerkte.