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Thüre führt, wir haben hier einen in der ganzen Länge der darunter liegenden Kirche sich hinziehenden, mit schön ornamentierten Bogenfenstern gezierten Saal vor uns, dessen wänden entlang die noch erhaltenen, mit gotischem Zinnen­kranz und sonstigem Schnitzwerk gezierten, teilweise bemalten Bücherkästen sich befinden. Viele dieser Kästen, welche nun­mehr nichts als alte Rechnungen aus der Zeit des Kloster­amts enthalten, sind mit unschönen hölzernen Thüren ge­schlossen, einige sedoch haben noch die alten offenen Schub­fächer, auf denen zur Orientierung über den Znhalt Buch­staben und Nummern, aus der alten Klosterzeit stammend, angebracht sind. Besonders schön und wirkungsvoll ist die flache, nur in Zwischenräumen durch Ouerbalken unter­brochene bsolzdecke, auf welcher flach eingeschnittene, stellen­weise bemalte Schnitzereien sich vorfinden: hier flattern allerlei Vögel zwischen Rankenwerk hin oder Haschen nach schwell­enden Trauben und andern einladenden Früchten, dazwischen klettern kleine, amorartig gestaltete Genien und Lngelein in allerlei Situationen herum. Die heitere Fülle dieser Ge­stalten erinnert ebenso an pompejanische Wandgemälde wie an dis Rafaslische» Deckengemälde im Vatikan zu Rom. Zn Mitte der Decke ist auf einem Ouerbalken das Kloster­wappen und das Wappen des Erbauers des Saales, des Abts Zohann II angebracht, ebenso die Anfangsbuchstaben f. Oobannes t^bbas) auf dem Kasten rechts vom Eingang. Reichart äußert sich über Kapelle und Bibliothek also: ,,Sonderlich gegen Mittag steht ein Lapell dran mit Pfeilern, Fenstergestellen und einem Gewölb, alles von braunrothen Ouaterstucken oberzählter Färb. Darob demselben eine feine Liberey darinnen alte namhafte große Bücher, sonderlich