Wir haben uns also schon für das 12. Jahrhundert das Gelände westwärts des Schlayerschlößchens, d. h. den ganzen Grundbesitz der heutigen Missionsanstalt und wohl noch den Waldrand bis zum Schloßgebäude als durch Rodung urbar gemachtes Land zu denken. Die Bezeichnung „bei der Pliensaubrücke" könnte befremdend erscheinen. Es zeigt sich jedoch neben dem Platz des einstigen Schlosses das Bett eines längst eingegangenen Baches. Dessen Verlauf ist'noch weithin im Walde zu erkennen. Der Bach, der für das 13. Jahrhundert noch als bestehend angenommen werden könnte, wäre dann über die Pliens- aue geflossen. Nahe dem Schloßgebäude wird dann eine Brücke über den Bach den Weg nach Nordwesten ermöglicht haben.
Ein Zeitpunkt für die Erbauung des Schlosses konnte bisher nicht ermittelt werden. Möglicherweise entstand es aus Sicherheitsgründen gleichzeitig mit der Burg.
Ein weiteres Licht fällt bei genauer Beachtung der erwähnten Urkunde auf die örtlichen Verhältnisse von Liebenzell. Graf Ulrich von Württemberg ist bei der Ver- . handlung zugegen und besiegelt mit den Hauptbeteiligten das Schriftstück. Die Beteiligung dieses Grafen wäre unverständlich, wenn nicht erwähnt wäre, die Neffen des Ritters Ludwig seien Ministerialen des Württembergers. Ludwig selbst war ja Lehensmann der Ebersteiner und als dessen Lehensherr war Otto von Eberstein erschienen.*)
bisher unbekannte Geländebezeidmung am Platze. Der Name weist in eine sehr frühe Zeit zurück. Wir finden ihn auch in Eßlingen, ferner eine Plienshalde bei Nellingen, das Dorf Pliensbach bei Weilheim u. T. und den uralten Ort Plieningen bei Stuttgart. Dort ist nach der Ortsnamenbildung auf — ingen der Sitz einer Plieno-(Bliono)Sippe schon in alemannischer Zeit anzunehmen. Plieningen war bis 1130 im Besitz des Calwer Grafenhauses; es kam dann durch Uta an Herzog Welf VT.*). Ein Siedler von Plieningen könnte daher den Geländenamen Ende des 11. oder anfangs des 12. Jahrhunderts an unseren Ort übertragen haben.
*) Graf Ulrich kam. also nicht, wie Stalin meint 7 ), seiner
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