Der Ritter Ludwig wird gewöhnlich in sehr düsteren Farben gemalt. Seine Streitigkeiten sollen sogar Anlaß zur Bildung der Sage vom Riesen Erkinger gewesen sein* **). Nach dem, was wir aus Urkunden über ihn wissen, ist diese Annahme unberechtigt. Raubrittertum kann ihm nicht nachgewiesen werden. Mit den Klöstern Herrenalb und Lichtental hat er wegen Zehnten und anderem viel gestritten. Von dem letzteren Kloster wurden er und seine Brüder 1256 sogar bei Papst Alexander IV. an- geklagt 26 ). Beiden Klöstern gegenüber hat jedoch Ludwig später Sühne geleistet. Wir wissen andererseits aber auch, daß die Klöster jener Zeit in hohem Maße auf die Ver­mehrung von Besitz und Einkünften bedacht waren.

Am 23. August 1273 27 ) verschreibt Markgraf Rudolf I. von Baden dem Deutschritterorden vertreten durch den Ordensmeister Gerhard von Hirschberg 1200 Mark Silber an Stelle der dem Orden tauschweise gegebenen Güter zu Pforzheim und Besigheimumb den kauf unser Burg und des, guts zu Liebencelle Demnach war der Markgraf schon vor dieser Zeit im Besitz der Liebenzeller Burg, nur die Vergütung wurde an Stelle der dem Orden zunächst übereigneten Liegenschaften in die obige Geld­summe umgewandelt. Auf welche Weise die Burg an den

den Aufnahmebegehrenden das Zeugnis der Unbescholtenheit. 24 ) Gerade auf dieses Prädikat konnte der Ritter Ludwig, wegen seiner vielen Streitigkeiten mit den Klöstern, kaum Anspruch erheben.

Auch Pfaff behandelt in seinen Kollektaneen 26 ) den Ordens­ritter als besonderes Sippenglied der Herren von Liebenzell.

**) Die Erkingersage ist in mancherlei Abwandlungen bekannt. Ein Raubritter dieses Namens, von riesenhafter Körpergröße und herkulischer Stärke, soll im 14. Jahrhundert Burg und Stadt Liebenzell in Besitz gehabt und sich durch seine Untaten selbst durch Menschenfresserei unsterblich gemacht haben. Er wurde nach der Sage bei einem Überfall auf die Burg durch den Markgrafen von Baden und den Pfalzgrafen Ruprecht besiegt und von der Zinne des Turmes hinabgestürzt.

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