Liebenzell vermissen daher bis heute eine weitmöglichst auf literarische Quellen gestützte Burggesdiichte.

Bis weit über die Mitte des vorigen Jahrhunderts hinaus war unter den Altertumsforschern die Ansicht vorherr­schend, die Burg Liebenzell sei römischen Urprungs 1 ). In neuerer Zeit wird sie teils als Werk der Calwer Grafen, teils als das der Herren von Eberstein bezeichnet 2 ).

Im vorigen Abschnitt zeigte sich, daß Uta, Tochter des Pfalzgrafen Gottfried von Calw, neben andern Gütern auch Celle mit Zubehör als Heiratsgut erhielt. Demnach war etwa vom Jahre 1130 ab deren Gemahl, Herzog Welf VI., Grundherr der von Uta beigebrachten Güter und somit auch der Celle. Die Nichtbeachtung dieser Tatsache hat zu mancherlei geschichtlichen Entstellungen geführt.

Uta, wenig glücklich an der Seite des kriegerischen und ländergierigen Welfs, lebte vielfach auf einem ihr eben­falls als Heiratsgut zugefallenen Schloß in der Ortenau 3 ) und nannte sich nach diesemHerzogin von Schauenburg. Der Aufstände und Kämpfe Welfs ist hier nur insoweit zu gedenken, als diese das von uns zu behandelnde Ge­biet betreffen.

Nachdem Pfalzgraf Gottfried von Calw 1131, ohne männliche Nachkommen zu hinterlassen, verstorben war, versuchte Herzog Welf als Schwiegersohn den gesamten Besitz des Pfalzgrafen an sich zu bringen. Dem widersetzte sich Graf Adelbert IV. von Calw-Löwenstein, ein Neffe der Herzogin Uta. Nach langem Kampf um calwische Stütz­punkte (Sindelfingen, Wartenberg, Löwenstein) und zuletzt, um die Burg Calw selbst wurde der Streit durch Vermitt­lung dahin beigelegt, daß Adelbert IV. die Burg Calw und einige Weiler zugesprochen erhielt 4 ). Hätte die Burg Liebenzell schon damals bestanden, so würde auch diese in dem erbitterten Kampf um die wehrhaften Stütz­punkte der beiden Gegner nicht verschont geblieben sein. Ihrer ist aber nirgends gedacht. Für die Erbauung dieser Burg ist daher nach allen bisherigen Erhebungen die zweite

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