Hirsauer Klosters jener Zeit spricht auch die Tatsache, daß die mit ihrem Abt Friedrich unzufriedenen Mönche diesen bei dem Schutzvogt, dem Grafen Adelbert, in Mißkredit brachten, indem sie unter anderem ihn auch des verbote­nen Umgangs mit dem andern Geschlecht beschuldigten 7 ). Der Abt wurde daraufhin von dem Grafen seines Amtes entsetzt. Sein Nachfolger, der geistig und sittlich hoch­stehende Abt Wilhelm, handelte dann auch darin vorbild­lich, daß er den Anreiz zu Versuchungen durch Wegver­legung der Nonnen beseitigte. Ihre neue Unterkunft dürf­ten diese Frauen in Kentheim gefunden haben. Dort sind Nonnen im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts bezeugt 8 ).

Der Hügel, den heute das Schlayerschlößchen ziert, im VolksmundKlosterbuckel" genannt, gilt als Ort der Zelle. Eine klösterliche Niederlassung ohne gottesdienst­lichen Raum ist jedoch undenkbar. Ich mache nun auf fol­gendes aufmerksam: David Friedrich Cleß 8 ) sagt mit Recht, an den Orten derartiger Niederlassungen habe sich gewöhnlich aus der dortigen Kapelle später eine Pfarr­kirche entwickelt. Dies scheint auch bei Liebenzell zutref­fend zu sein. Nur deshalb wird der noch völlig unbesie- delte Platz als Standort für die Kirche gewählt worden sein, weil sich dort die Kapelle und wohl auch ein Teil der Klausur befand. Wir haben ja getrennte Wohngebäude für Mönche und Nonnen anzunehmen.

Nach dem beigegebenen Bild von 1609 bestand die Kirche noch um jene Zeit aus zwei durch den Turm von­einander getrennten Gebäuden von verschiedener Höhe. Der östliche Bau ist der bis heute erhaltene frühgotische Chor, der westliche, von geringerer Höhe, gehört der romanischen Bauperiode an. Dort hatte sich, trotz mancher Abänderungen, bis zu dessen völligem Abbruch (1891) immer noch ein kleines romanisches Fenster erhalten 10 ). In diesem Gebäude werden wir den ältesten Teil der Zelle zu erblicken haben.

Unser Bild zeigt weiterhin ein größeres Gebäude auf

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