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Karl Greinet
ist von einer solchen Kapelle nicht mehr die Rede. Erwähnt ist dagegen zum Jahre 1523 ein „Friihmeß-Huß“ 80 .
Die ehemalige Amtsstadt ist bis heute klein geblieben, zusammen mit der Burg aber der Schauplatz einer reichbewegten Geschichte gewesen, die wert ist, erforscht und gewürdigt zu werden.
5. Das Schloß der Buwinghausen von Wallmerode
Nach dem Tode der Agnes von Braitenbach (1612) übergab Herzog Johann Friedrich im Jahre 1616 das Lehen Zavelstein an den 47jährigen Benjamin Buwinghausen von Wallmerode, „Obrist, Geheimer und Kriegsrath“. Dieser — Angehöriger eines rheinischen Geschlechts - war schon frühe an den herzoglichen Hof in Stuttgart gekommen. Als hodrbefähigtem Mann übertrugman ihm dort diplomatische Funktionen in den Niederlanden, in England und in Frankreich. Als der Herzog dann 1618 „Badherberge samt Sauerbronnen“ in Teinach käuflich erwarb 81 , verpfändete er an Buwinghausen das bisher als Lehen innegehabte Zavelstein um 2300 Gulden 82 , also etwa um die Summe, welche die Herrschaft für den Teinacher Kauf zu entrichten hatte. Zur Herrichtung des Sauerbrunnens wurden ihm nach einem Anhang zu obigem Pfandbrief der herrschaftliche Anteil am Burgstall Altburg, auch Bau- und Holzgerechtigkeiten umcl anderes für weitere 1200 Gulden pfandschaftsweise überlassen 83 . Der finanzkräftige Buwinghausen von Wallmerode war also der Geldgeber für Ankauf und Ausbau der Teinacher Quellen. Später wurde ihm die Herrschaft „eigenthümlich eingeräumt und demselben das Jagen nach Hohem Wildbrett aus Gnaden zugedacht“ mit der Bedingung, daß „die von Zavelstein zwar zu determinirten Frohn- und Jagddiensten angewiesen werden, selbige aber zugleich Privilegium erhalten sollen“ 84 .
Der neue Schloßherr begann schon kurz nach seinem Einzug in Zavelstein mit Neubauarbeiten. Zunächst entstand der Torbau. Architekt war der bekannte herzogliche Baumeister Heinrich Schickhardt, der Meister der Spätrenaissance. Der erste Bauabschnitt war schon 1620 beendet. Diese Jahreszahl findet sich am Ausgang der Torhalle zum Schloßhof, darüber die fünfzackige Krone. Anschließend entstand der sogenannte „Neue Bau“ westlich des Bergfrieds 85 . Durch vorgebaute Arkaden wurde eine Verbindung zwischen Torbau und Neuem Bau geschaffen. Zwei in die Südwand des Turmes eingesetzte Kragsteine tragen die
80 Lagerbuch Zavelstein, Abschriften alter Dokumente, S. 49. Rathaus Zavelstein.
81 OAB. Calw, S. 349.
82 HStA. Repert. Calw (W) S. 17, Nr. 36.
83 Audi die Gefälle zu Zavelstein, Altburg u. Weltenschwann verpfändete die Herrschaft späterhin an Buwinghausen. Vgl. Repert. Calw (W) S. 67 B. 46.
84 Lagerbuch Zavelst. Abschrift, alter Dokum. Fol. 10. Rathaus Zavelst.
85 Dieser „Neue Bau“ entstand nicht - wie durchweg angenommen wird - auf einem bis dahin leeren Raum; er trat vielmehr an die Stelle des kleineren Steinhauses.