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Karl Greinet
Notiz in einem Schreiben von „Bürgermeister Gericht und Rat zu Calw“ ai
die herzogliche Kanzlei vom Jahre 1535 bedeutsam 18 j.Zavelsteiner ampt is:
wie die alten anzeigen ettwann ein sonder- Herrschaft gewesen und wie ma» noch an alten schilten und wappen im Schloß an Werkstücken gehauen findt, de' Herren zum Wyssen fan gewesen. Weiß doch niemand kein rechten grund: anzuzeigen.“ Die Herren „zum Wyssen fan“ (d. h. zur Weißen Fahne) warei die Grafen von Werdenberg, ein Zweig des Tübinger Pfalzgrafengeschledhts Die Ruine des Schlosses, an dem sich 1535 die erwähnten Wappen und Schilde noch zeigten, trägt heute den Namen „Alter Bau“, auch „die Pfalz“. Nach den zuverlässigen Augenzeugenbericht war also ein Graf von Werdenberg Bauher des Schlosses. Darüber, wie Zavelstein an dieses Geschlecht gekommen seit könnte, sind wir nicht näher unterrichtet. Die Geschichte der Grafen von Wer denberg ist bis heute nicht völlig erforscht 17 . Erinnert sei nur daran, daß Pfalz graf Hugo von Tübingen (f 1182) Stammvater der Montfort-Werdenberge Linie war 18 .
Ein neues Rätsel zeigt sich zum Jahre 1284. Nach der Sindelfinger Chronil verstarb am 21. Februar des genannten Jahres eine „Gräfin von Zavelstein Witwe des Grafen Sigmund von Ravensburg“ 19 , Lebensdaten dieser Gräfir kennen wir nicht, und bei dem Vermerk ihres Todestages vermissen wir die Angabe von Vorname und Abstammung. Man hat sie bisher - jedoch mit durch
la HStA. Statistik und Topographie, B. 41, Calw.
17 Max Binder, Über Joseph Freiherm v. Laßberg u. seinen Anteil an der Geschichts Schreibung des Bodenseegebiets (Schriften d. Vereins f. Gesdi. des Bodensees etc Heft 56, 1929, S. 109 ff.).
18 Näheres über die Grafen v. Werdenberg bei J. N. v. Vanotti, Gesdi. d. Grafen v Monlfort u. v. Werdenberg, S. 27 ff. sowie Joh. Kidiler, Die Gesdi. von Langenarger u. des Hauses Montfort, 1926, S. 28 ff.
10 Als Gemahl der Gräfin von Zavelstein wird allgemein Graf Simon von Zwei brücken und Eberstein angesehen. Diese Annahme beruht auf einer freien Konstruk tion von C. F. Haug, weldie von Chr. Fr. Stalin - zwar unter einem gewissen Vorbe halt - in seine Wirtembergische Gesdridite (II, S. 373, Note 1) übernommen wurde Dadurch erlangte sie seit etwa hundert Jahren den Schein einer gesicherten Tatsache Leider ist das Original der Sindelfinger Chronik verloren. Haug, der diese auf Grüne von Auszügen wieder herzustellen suchte, fand bei Crusius folgende Notiz: (zi deutsch) „Den 21. Februar 1284 verstarb die Gräfin von Zavelstein, Witwe des Grafer Sigmund von Gravanbrudi oder Ravensburg“. Haug nahm an, der Gesdilechtsnahmt des Grafen habe im Original wohl auf „Zuuainbruoch“ (= Zweibrücken) gelautet unc sei von Crusius unriditig wiedergegeben worden (vgl. Chron. Sindelfing. herausgeg von C. F. Haug, 1830, S. 17 und Note 3). „Grafenburg oder Ravensburg“ war jedoch eine auch sonst gebrauchte Bezeichnung sowohl für die Weifenburg bei der Stadl Ravensburg als auch für den Burgsitz bei Neuravensburg (vgl. OAB. Wangen, S. 215) Crusius hat diese Benennung auch in seiner „Schwäb. Chronik“ für einen „Adelberl Graff von Gravenspurg oder Ravenspurg“ (I. S. 337). Diese Freiherren von Ravensburg bezeichnet Crusius auch an einigen anderen Stellen als Grafen (Schwäb. Chronik I 595; 785).