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Karl Creiner

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Herzog gegenwärtig ist 35 . In demTagebuch über die Landreisen des Herzog! Karl Eugen 30 ist zum 5. Juli 1770 eine Reise dieses Landesherrn nach unseren Badeort genau notiert:Nachdeme sich der Herzog vorgenommen hatten, dei Deinacher Sauerbronnen ein wenig in besseren Ruf und Aufnahme zu bringen so wurde vor heuer beschlossen,.. nach Deinach zu gehen. Sie reyssten alst dahin ab und wir von der Suite der Solitude folgten heute ebenfalls dahin nach Den 6. Julii kamen die von Ludwigsburg eingeladene Dames und Cavalieri allhier an; man speisste sodann abends in der Lauberhütte. Den 7. Julii kan der Fürst von Hechingen mit seinem Hof-Marechal von Steuben... Nachmittag; kam das Theatre, denn man konnte den ganzen Transport von der Suite nicht an einem Tag bestreiten, weilen man 1200 Pferde darzu brauchte..Das ganze Gefolge, beginnend mit den Damen und Kavalieren und endigend ml den unteren Bediensteten des Hofes, wird im Tagebuch anschließend ml 326 Personen notiert. In Wahrheit ein fürstlicher Badebesuch!

Französische Schauspielertruppen beriefen schon die Herzoge Eberharl Ludwig und Karl Alexander aus Paris; Karl Eugen folgte diesem Brauch Gespielt wurde vor allem in den Hauptstädten Stuttgart und Ludwigsburj. Die Truppe hatte aber dem Herzog auch an den Ort seines jeweiligen Somme­aufenthalts zu folgen. Im Jahre 1713 ließ Herzog Eberhard Ludwig das erste Komödienhaus in Teinach erstellen, und ein Jahr später wird über Theate- aufführungen berichtet 37 . Im Dezember 1767 befahl Herzog Karl Eugen, eh neues Theaterneben der offenen Reitbahn zu erbauen, da er willens sei, in nächsten Sommer auf vier Wochen ins Sauerbronnenbad zu kommen 3S .

Bei seinem jeweiligen Aufenthalt in Teinach setzte Karl Eugen sidi auch für die Behebung von mancherlei Mängeln ein. So befahl er die Verbesserurg der Wege in der weiteren Umgebung des Ortes. Den Zustand, in welchen sich diese zu jener Zeit befanden, beleuchtet folgende Notiz: Herzog Eberbad Ludwig faßte 1712 den Plan, den gotischen Dreischalenbrunnen aus dem ze'- störten Kloster Hirsau nach Teinach überführen zu lassen 39 . Der Brunnen wurde abgebrochen und das Gewidit der gesamten Teile zu hundert Zentner geschätzt. Nun wagte man aber nicht, den Transport der zwei großen Schalen durchzuführen,da man wegen des großen Lasts in Sorgen steht, es möchten soldie des Engen Gelaises halber nicht wohl fortgebracht werden können. Erst 1714 wurde derfast von jedermann für inpracticable gehaltene Transport der in einem ohnerhört schweren Gewicht und Größe bestehenden zwei Steinern Bassins durchgeführt. Der Brunnen - einst das Schmuckstück dir

Badenfahrt nach Deinach, 1785; herausgeg. von E. Rheinwald, S. 16.

Herausgeg. von Freiherr Ernst v. Ziegesar, 1911, S. 190 ff.

7 R. Krauß, Zur Gesell, des Schauspiels am württ. Hofe (WVjh. 1907, S. 377 ff.).

Tagebudi über die Landreisen des Herzogs Karl Eugen, S. 24 f.

19 StAL. Kl. Hirsau, B. 7. Bauwesen an den dasigen Brunnen u. Überführung dss vormaligen Klosterbrunnens von Hirsau nach Teinach.