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Karl Greiner
spätere Gasthaus zur „Krone“) zu erweitern und bezüglich der Mineralquelh „den Sauerbrunnen von dem wilden und süßen Wasser zu scheiden“. Dieser hatte anfänglich bei seinen Bemühungen um die Neufassung der Quelle wenij Erfolg. In seinen späteren „Handschriften und Handzeichnungen“ berichtet e: zum Jahre 1617, er habe in Teinach „eine ganz neue Behausung mit einen steinernen und zwei hölzernen Stöcken erbaut“ - fl ; gemeint ist das Neber- gebäude der alten Herberge zur „Krone“.
Ein glückverheißender Anfang zum Aufstieg Teinachs war gemacht, doci der 30jährige Krieg lähmte alle Bestrebungen. Von unmittelbaren Kriegseir- wirkungen blieb unser Gebiet zunädist verschont. Ja, der neue Schloßherr voi Zavelstein, Benjamin Buwinghausen von Wallmerode, wagte sogar, in der erste! Hälfte des Krieges den Umbau seiner alten Burg durdizuiiihren, freilich zun Schaden für die Entwicklung Teinachs. Wegen Heranziehung aller Arbeit:- kräfte des Amtes zum Schloßbau geriet anscheinend der Ausbau Teinachs irs Stocken. Dazu kam der frühzeitige Tod von Herzog Johann Friedrich (f 162!) und dann doch noch das Kriegslos. Im Jahre 1634 zerstörten die Reiter des Generals von Werth die Stadt Calw, wodurch auch deren Umgegend in starke Mi- leidensdiaft gezogen wurde, und als Folgeersdieinung wütete die Pest.
Nach der Beendigung des Krieges (1648) hob sidr bei der Herrschaft Württemberg allmählich wieder das Interesse an Bad und Ort Teinadi, so schon bein Sohn von Herzog Johann Friedrich, Eberhard III. Bei der Betrachtung der Gf- schichte Teinadrs ist bisher nidit beaditet worden, daß sie im Zusammenharg steht mit der des prächtigen Renaissancesdilosses im Raume des Hirsautr Klosters, das dessen Baumeister Georg Beer in den Jahren 1588-1512 schuf. Die Ruine von dessen Ostflügel - bekannt durdi die von Uhland b)- sungene „Ulme zu Hirsau“ - wird heute fälschlicherweise als „Jagdschloß“ bs- zeichnet. In einem Schreiben vom 25. Juni 1639 27 äußert sich Herzog Eberhard III. über die Zweckbestimmung seines Hirsauer Schlosses wie folgt: „... Es ist von Unseren Hochlöblichem Vorfordern zu dem Ende erbaut werden, Sich in Sterbensläufften (das heißt beim Auftreten ansteckender Kranc- heiten) dahin als einen gesunden orth zu retiriren wie audr die darumb geleg;- nen Sauerbrunnen und Bäder desto füglidier von darauss zu gebrauchen „. “ Dieser fürstliche Bau sollte also keineswegs als Jagdschloß, vielmehr - bein Fehlen von Herrschaftshäusern in den Bädern Teinadi und Liebenzell - den Herzogen sowie deren Angehörigen und Gästen bei ihrem jeweiligen Kuraufenthalt dienen. Den Nachweis hierfür liefern eine Reihe von Einträgen im Ai- hang ziun ältesten Hirsauer Kirchenbudi 28 . Teils ritten oder fuhren die Her- sd uüten zu den nahegelegenen Bädern, teils benützten sie zu Badekuren dis von Herzog Ludwig in der Nähe des Klosters (über der Hirschquelle) erstelle
2 “ Herausgegeben von W. Heyd, 1902, S. 377.
21 HStA. Repert. Kl. Hirsau, B. 22.
28 Pl'arr-Registratur Hirsau.