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Beschreibung der Flösserei auf der Enz und Nagold.
b) Bahnfracht für den Festmeter:
Fuhrlohn zur nächsten Bahnstation.M. 1,50 bis M. 1,80
Einladen in die Eisenbahn.. 0,30 „ „ 0,40
Bahnfracht von Nagold.. 2,00
Ausladen und Beifuhr.. 0,70 „ 0,90
zusammen . . . M. 5,50 bis M. 5,10
im Mittel für den Festmeter 4 M. 80 Pf.
Hienach stellt sich die Bahnfracht für die badischen Werke um 70 Pf. für den Festmeter höher als die Wasserfracht; während sich dieser Preisunterschied für die württembergischen Werke Wildberg und Unterreichenbach auf etwa 40 Pf. berechnet.
Diese Preisunterschiede rühren teilweise von dem Fehlen der Langhölzverladerampen in Altensteig, Berneck und Ebhausen, von der hohen Lage der Bahnhöfe Nagold und Hirsau über der Thalsohle, und von den beschränkten Ausladeverhältnissen auf dem Bahnhof Weissenstein her und haben die Zunahme, bezw. Stetigkeit des Binnenverkehrs auf der Flossstrasse der Enz und Nagold zur Folge.
b) Fernverkehr.
Ein Vergleich der Eisenbahn- und Flossfracht kann nicht allgemein angestellt werden-, es müssen vielmehr gewisse Orte, in denen hauptsächlich viel Holz ein- bezw. ausgeladen wird, mit einander verglichen werden, wie z. B. Wildbad oder Altensteig mit Mannheim. Das Verhältnis der Kosten der nach obigen Angaben berechneten Flossfracht zu den Kosten der Langholzbeförderung bis Heilbronn mit der Bahn und von da bis Mannheim mit Floss berechnet sich aus folgenden
Aufwendungen:
Verführen vom Wald zum Bahnhof samt Auf- und Abladen M. 0,40 bis M. 5,00
Holzlagerzins, Waggeld, Verladen in die Bahn.„ 0,30 „ „ 0,40
Eisenbahnfracht, z. B. Wildbad—Heilbronn.„ 2,00
Entlasten in Heilbronn. „ 0,10 „ „ 0,30
Einbinden und Verflössen von Heilbronn nach Mannheim samt
Zugabe der Schrauben und Wieden.„ 0,60 * * 0,80
Berechnet man unter Berücksichtigung des Erwähnten die Floss- und Bahnfracht für 'Holz aus Waldteilen, die annähernd gleichweit von einer Einbindstätte und einem Bahnhof entfernt sind, so wird sich nur ein kleiner, 20—30 Pf. für den Festmeter betragender Preisunterschied zu Gunsten der Flösserei ergeben. Bei solchen Waldteilen aber, welche grosse Entfernungen von den Bahnhöfen und sonstige ungünstige Abfuhrverhältnisse haben, wird sich der Preisunterschied wegen der teuren Achsbeförderung zum Nachteil der Bahnbeförderung steigern; sie kann sich, weil die Floss-
strassen im Gross-Enz- und Klein-Enzthal, sowie im oberen Nagoldthal um rund 17 km weiter ins
Hinterland Vordringen als die Eisenbahn, bis zu 3 M. für den Festmeter erhöhen.
Wenn nun aber dennoch der Fernflossverkehr auf der unteren Enz seit 1868—1874 um
ca. 92 °/o zurückgegangen ist (s. S. 109), so beweist dies eben, wie dort angeführt, dass die
heimischen Sägwerke bessere Preise zu bieten im stände sind, als die Holzhandlungen Mannheims und dass thatsächlich an Stelle des früheren schwunghaften Rohholzhandels die Holzindustrie getreten ist.
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O. Vor- und Nachteile des Flossbetriebs.
Vom allgemeinen wirtschaftlichen Standpunkt aus sollte das Absehen darauf gerichtet werden, dass die Verarbeitung des Holzes innerhalb des Landes vorgenommen und statt des Rohprodukts eine veredelte Ware in den Handel gebracht wird, weil alsdann der Arbeitsverdienst, der Unternehmergewinn und die Nebenprodukte (z. B. das Sägmehl als wichtiges Streumittel) den eingesessenen Arbeits- und Kapitalkräften, der einheimischen Industrie und Landwirtschaft zu gute käme.
Die Flösserei steht dieser vorgeschritteneren Wirtschaftsstufe im Wege; sie hat aber noch andere Nachteile verschiedenster Art im Gefolge.
Von der Landwirtschaft werden die durch die Schwellwasser hervorgerufenen Versandungen der Wiesenwässerungsgräben und die Ueberschwemmungen während der Heu- und Oehmdernte, sowie die Last der Flösserwege entlang der Flossbäche unangenehm empfunden. Die Unterhaltung