Beschreibung der Flösserei auf der Enz und Nagold.

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Im Gegensatz zu den erstgenannten 9 Jahren hat sich in den letzten 4 Jahren die Stamm­holzausfuhr auf allen 3 Bahnen um mehr als das Doppelte, nämlich von 14 600 fm auf 35 800 fm gesteigert. Die Werkholz- und Schnittwarenausfuhr der württembergischen und badischen Enz- thalbahn ist, entsprechend dem stetigen Absatz der dortigen Sägwerke, in beiden Zeitabschnitten annähernd dieselbe geblieben; sie stieg dagegen im Nagoldthal von 24 600 fm auf 40 600 fm, woraus die durch Yergrösserung und Verbesserung der Sägwerke bedingte Yerkehrszunahme sich ergiebt.

Die Gesamtausfuhr an Schnittwaren aus dem Enz-Nagoldverkehrsgebiet stieg nach obiger Zusammenstellung von jährlich 105 200 fm auf 117 900 fm oder von 6300 auf 7000 einfache Eisenbahnwagenladungen, d. h. um etwa 12°/o.

Die Stammholzeinfuhr in das Gebiet betrug in den beiden in Vergleich gestellten Zeitabschnitten 44 600, bezw. 73 200 fm oder rund 1300, bezw. 2200 doppelte Eisenbahnwagenladungen, sie nahm um rund 65°/o zu.

Im Verkehrsgebiet der Enz-Nagold sind nach dem vorstehenden Verzeichnis in den 4 Jahren 1893/96 jährlich 28 546 fm mehr Holz mit der Bahn angekommen, als in den 9 Jahren 1884/92; dieser Summe steht aber eine Mehrausfuhr mit der Bahn von 21140 fm Langholz und von 12 716 fm Schnittwaren entgegen, so dass der Ueberschuss der Ausfuhr über die Einfuhr von rund 75 200 auf 80 500 fm oder um rund 5300 fm oder rund 7 °/o während der zwei Zeitabschnitte stieg.

Flossholzliandel.

Wie oben in dem Abschnitt über die Geschichte der Flösserei angegeben ist, hat der früher bestandene Ausfuhrgrosshandel nach Holland auf der Enz-Nagold-Neckarflossstrasse mit der Aus­bildung des Eisenbahnnetzes aufgehört. Der an seine Stelle getretene Handel mit Langholz nach Mannheim und von da nach den grossen Sägwerken am Mittel- und Niederrhein ist mit dem Wachs­tum der heimischen Sägwerke mehr und mehr zurückgegangen. Obgleich die Flossfracht dorthin

ziemlich billiger ist, als die Bahnfracht, konnte das Schwarzwaldholz mit den auf dem Oberrhein

und dem Main beigeflössten Hölzern nicht mehr konkurrieren.

Die Schnittwaren aus Schwarzwaldholz werden, weil letzteres langsam aufwächst, engere Jahres­ringe und bessere Beschaffenheit zeigt, gemer gekauft und erzielen vielfach auch höhere Preise, als solche aus bayerischen Hölzern. Die heimischen Sägwerke sind daher im stände, bessere Preise zu bezahlen, als die am Rhein gelegenen Sägwerke.

Der heutige Flossholzhandel auf der Enz und Nagold setzt sich zusammen aus dem Fern­verkehr mit Langholz nach Heilbronn und Mannheim und aus dem Binnenverkehr zu den in und oberhalb Pforzheim an den Flossbächen angesessenen Sägwerken.

Der Ausfuhrhandel mit Langbolz wird zur Zeit im Enzthal vereinzelt von Kleinhändlern, die

zum teil auf dem Floss als Oberflösser mitfahren, betrieben. Im Nagoldthal ist er, da dort die

Sägindustrie noch nicht in so hohem Masse ausgebildet ist, wie im Enzthal, etwas lebhafter; auch beteiligten sich dort bisher drei, während sich seit neuester Zeit nur noch eine dieser Altensteiger Sägwerksfirmen beteiligt. Wie bereits erwähnt, wird die Rentabilität und Konkurrenzfähigkeit der Flösserei durch die starke Belastung der Flösse mit Oblast, durch den Kleinhandel mit dieser Ob­last in den Ortschaften an der Enz, und durch den Gewinn aufrecht erhalten, den die Sägwerke durch das in Altensteig üblicheAbklotzen, d. h. durch das Absägen von einem oder zwei Säg­klötzen von je 4,6 m Länge haben.

Ueber die rasche Abnahme des Fernverkehrs giebt der in Beilage 51 bildlich dargestellte und in der nachstehenden Tabelle zusammengestellte Flossverkehr auf der Enz zwischen Pforzheim und Besigheim ein charakteristisches Bild.

Hienach ist der Fernverkehr von 430 Flössen jährlich im Durchschnitt der Jahre 1868/74, in welchen Zeitraum das Kriegsjahr 1870 mit nur 272 Flössen fällt, nach und nach auf 33 Flösse im Jahre 1897, also um 92 °/o zurückgegangen. An dieser Verkehrsabnahme ist die Fernflösserei auf der oberen Enz mit 97 °/o etwas stärker beteiligt, als diejenige auf der Nagold, welche rund 88°/» beträgt.

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