selbst freundlich ausgenommen wurde. Ebenso von der Frau des Landhos- meisterö Erasmus von Laimingen, welche auch dort (also in Hirsau) im Bad war. Ich sah und begrüßte auch den Abt Schropp von Maulbronn, einen betagten stillen Ncann, der badete. .." Hier erfahren wir anö einer andern Quelle, durch die genauen Aufzeichnungen des Martin Crusius, wieder von zwei Hirsauer Badegästen, die dieser unvermutet in der Wohnung des Abtes Brenz antraf. Die bisher genannten Gäste gehörten durchweg nicht zur herzoglichen Familie; sie waren wohl nur des Bades wegen nach Hirsau gekommen. Die Angehörigen des fürstlichen Hauses werden aber allermeist daö ihnen zugehörige Bad benützt haben. Leider ist auch bezüglich dieser herzoglichen Gäste eine ausdrückliche Benützung ihres Hirsauer Bades nur vereinzelt angegeben.
Johann Valentin Andreä erzählt in seinen LebenSerinnecungen zum Jahr 1624: „. . . Übrigens, wie mir mehrmalen geschah, setzte mich dieser Neid in Gunst bei der Durchl. und frommen verwittweten Fürstin von Würtemberg, Ursula, denn als diese das Zeller Bad zu Hirschau gebrauchte, ließ sie mich etlichemal holen .. . * 8 * * )" „Das Zeller Bad zu Hirsau!" Seht Andrä damit das fürstliche Bad zu Hirsau den Liebenzeller Bädern gleich?
Im Anhang des genannten geistlichen Lagerbuchs ist angegeben^) unterm 4. Juni 1629 ,,.. . seindt Ihr Fürstl. Gnaden Hertzog Ludwig Friedrich, Vormund und Administrator sampt seiner Gemahlin Item Frl. Fraw Wittibin Barbara Sophia und dreyen Frl. Fräwlein ins Eloster allhier ankommen, ein Baden Curam (Badekur) gebraucht und vier Wochen lang allda verharret..." Manche fürstliche Gäste pflegten mit der Benützung des Hirsauer Bades eine Trinkkur des „Sauerbrunnens" zu verbinden. Dieses Trinkwasser wurde durch Diener von Teinach nach Hirsau verbracht, wie es anläßlich eines Aufenthalts der Herzogin Barbara Sophia im Hirsauer Schloß zum Jahr 1624 ausdrücklich erwähnt iff 11 ) „. .. alldieweil sie den Sauerbronnen uß der Deynach hierher tragen lassen und denselben getrunken..." Auch der 1677 in Hirsau verstorbene Herzog Wilhelm Ludwig hat durch ,,Sauerbronnen Cur" und wohl auch durch Benützung des Bades „allhier im Eloster" Besserung seines Leidens gesucht. Die Wittwe des verstorbenen Fürsten, die Herzogin Magdalena Sibylla, hielt sich nach dem Tode ihres Gemahls mit Vorliebe in Hirsau auf und hat noch im Jahr 1680 „abermal der Sauerbronnen und Baden Cur im Eloster allhier gehalten.. ."^).
9 ) Handschriftliche Übersetzung von Joh. Val. Andreä eigenem lat. Lebenslauf,
8. 14, Georginäums-Bibliothek Calw.
10 ) S. 316.
u ) Ebenda S. 314.
12 ) Ebenda 8. 324.
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Das Vorhandensein eines fürstlichen Bades zurHirsau von 1892—1680 dürste damit vollgültig belegt sein, ebenso die Tatsache, daß dieses Bad nicht nur von den Nritgliedern des herzoglichen Hauses, sondern auch von einer Reihe anderer hochgestellter Persönlichkeiten besucht wurde. Die Zahl der Benützer läßt sich auS diesen Gelegenheitsnotizen nicht errechnen; sie ist auch nicht etwa abzuschätzen, da uns nur durch einige glückliche Begleitumstände: Patenschaft bei Kindstaufen und anderes vereinzelte Namen von Badbesuchern erhalten geblieben find. Vielleicht könnte aber bei weiteren Nachforschungen die Zahl der festgestellten Badegäste noch erhöht werden.
Zu beachten ist die langandanecnde Badezeit: von 3Itai bis September. Bei den klimatischen Verhältnissen dieser Gegend kommen als Erklärung hierfür nur zwei Ncoglichkeiten in Betracht: Entweder stand eine warme Quelle zur Verfügung oder ein Badewassec mit natürlicher Temperatur wurde künstlich erwärmt. Für die Entscheidung dieser Frage geben die christlichen Quellen keinen Hinweis.
Die Hrtlichkeit des fürstlichen Bades ist nirgends genaner angegeben. Von den Badegästen ist nur gesagt, daß sie im „Fürstlichen Bade zu Hirsau" oder „allhier im Kloster" gebadet. Unter der Bezeichnung „im Kloster" ist nicht nur der ummauerte Bezirk des neuen Klosters, sondern allgemein die Klostermarkung zu verstehen. Die letztere deckte sich ungefähr mit den Grenzen des heutigen Ortsbereichs^). Beim Suchen nach der Hrtlichkeit des Bades prüfte ich daraufhin auch die obengenannte Flurkarte des Feldmessers Heyd von 1735. Dort ist nun über der Hirschquelle, am Abhang des Altburgerbergs, ein nicht unbedeutendes, sehr eigenartiges Gebäude eingezeichnct: Ein Mittelbau mit großem gewölbtem Tor ist zu beiden Seiten von je einem turmartig erhöhten Seitenflügel eingeschlossen. Leider trägt dieses Gebäude in der Flurkarte keine Bezeichnung. Dies ist dadurch zu erklären, daß die Aufgabe des Feldmessers nur darin bestand, die Grundstücke der Klosterverwaltung, soweit solche dem Kloster einen Nutzen abwarfen, zn messen und zu beschreiben. Es ist deshalb anzunehmen, daß dieses Gebäude 1735 weder verliehen noch einein der Klosterbeamten zur Nutznießung überlassen war. Einen einzigen Hinweis auf die Zweckbestimmung dieses Hauses konnte ich bisher im Forstlagerbuch Wildbad von 1682 14 ) feststellen. Bekanntlich erstreckte sich damals der Wildbader Forst in unserer Gegend bis zur Nagold. Die in diesen staatliche» Forstbezirk eingelagerten Waldungen des Klosters Hirsau sind dort ebenfalls näher angegeben, ebenso die am Schweinbach gelegenen Fischweiher. Im Anschluß an die Beschreibung der zwei großen Weiher heißt es dort: „Das vor diesem (dem vorderen Weiher) auch hinderm Siechenhauß gehaltne kleine Weyherlen, welches
13 ) Vgl. Staatsarchiv Stuttgart, Geistl. Lagerbuch Nr. 1171, fol. 49b.
14 ) Ebendort Forstlagerbuch Nr. 175, fol. 822.
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