mit Karpfen besetzt gewesen, ist gänzlich abgegangen." Sämtliche dortige Fischweiher sind heute nicht mehr vorhanden, ihre einstige Lage ist jedoch genau bekannt^). Örtlich deckt sich nach diesem Beschrieb das angegebene Siechenhaus" mit dem in der Flurkarte von 4736, nahe des Schwein­bachs, eingezeichnetem Gebäude. Es handelt sich hier nicht um das Krankenhaus des Klosters, denn dieses befand sich innerhalb der Ilm- sassungsinauern, unweit der Marienkapelle. Aus dieser Angabe des Forstlagerbuchs verglichen mit der Flurkarte von Heyd geht also einwand­frei hervor, daß das über der Hirschquelle errichtete Gebäude 4682 das Siechenhaus genannt wurde. Im weiteren Sinne ist damit ein Gebäude bezeichnet, in dem Kranke Heilung suchen. Der Umstand, daß das Siechenhaus über der Hirschquelle erstellt war, läßt auf eine Benützung dieser LXnelle zu Heilzwecken schließen.

Auch für die Zeit der Erbauung des Hauses über der Hirschquelle sind bestinimte Hinweise gegeben. Das klösterliche Forstlagerbuch von 4567 16 ) gibt die Waldgrenzen des Altburgerbergs mit großer Genauig­keit an. Unterhalb der Weiher am Schweinbach führte die Grenze hinaus in die Altburgersteige, also in unmittelbarer Nähe der Hirschquelle. Hätte das erwähnte Gebäude 4567 schon bestanden, so wäre es wohl an dieser Stelle erwähnt. Auch in der Karte des Wildbader Forsts im sogenannten Gadner'sche» AtlarN) ist es nicht eingezeichnet, obwohl dort nicht nur das alte und das neue Kloster, sondern auch die außerhalb der Klöster gelegenen Gebäude: Herberge, Mühle und Bartholomäuskirche deutlich angegeben sind. Die Gadner'sche Karte des Wildbadec Forsts ist sicher vor 4685 angefertigt, denn das herzogliche Schloß fehlt und daö Anreliuskloster hat noch seine Kirche, während die letztere in Wirk­lichkeit 4584/86 teilweise abgetragen und der stehengebliebene Nest zur Scheuer umgewandelt wurde. Diese Tatsachen lassen erkennen, daß die Hirschqnelle vor der Erstellung des herzoglichen Schlosses nicht überbaut war. Das Gebäude über der Quelle mit seinen hochgestellten Seiten­giebeln, wie es in der Flurkarte von Heyd dargeftellt ist, erinnert auch vor allem an die Bauten der Renaissance.

Innerhalb der Umfassungsmauern des neuen Klosters sind für daö 47. Jahrhundert zwei Badgebäude, ein größeres und ein kleineres, mit Sicherheit nachzuweisen. Das erstere ist noch teilweise erhalten in dem heutigen Gebäude Nr. 53 im Klosterhof. Uber das erstere berichtet die Hirsauer Klosterverwaltung am 3. September 4746:... Schon im May disses Jahres haben Euer Hochfürstl. Durch!. Oberbaudirector von Leger, Kirchenraths Expeditionsrath Schmid und Baumeister Groß bey

15 ) Vgl. Karte: Wildbader Vorst im Gadnersclien Atlas. ie ) Staatsarchiv Stuttgart, Forstlagerbuch Nr. 49d, fol. 2 f.

17 ) Bei Staatsarchiv Stuttgart. Der Atlas trägt die Jahreszahl 1596, die einzelnen

Karten wurden aber zum Teil erheblich früher gefertigt.

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Ihrer Durchreisten ins Wildbad das hiesige Bauwesen in Augenschein genommen und gefunden, daß das sogebannte Baad-Häußlen um dem .. . einfall zu entgehen, noch vor dem Winter einiger reparation be­nötigt . .. *8). Aus dem gleichzeitig eingereichten Bauüberschlag geht hervor, daß das Gebäude sechsundvierzig Fuß lang und fünfundzwanzig Fuß breit war (=43,48 : 7,16 Meter). Gebälk und Dachstuhl des einstöckigen Hauses mußten damals völlig erneuert werden; auch das Mauerwerk war teilweise schadhaft. Daraus geht hervor, daß dieses Badgebäude zu jener Zeit schon ziemlich alt war. Sowohl das mehrfach angebrachte Steinmetzzeichen^) wie auch verschiedene Einzelheiten an den noch heute erhaltenen ältesten Bauteilen dieses Hauses sprechen für die Zeit der Renaissance.

Nachdem der Badbetrieb in diesem Gebäude eingegangen war, scheint es einem Famulus als Wohnung gedient zu haben, denn es wird vielfach genannt:das Famulat oder Daad-Häußle". Im Jahr 4770 kaufte der Pfistermeister des Klosters, Jakob Stephan Stotz, dasBaad-Häußlen" für zweihundertneunundneunzig Gulden, vergrößerte es auf die heutige Länge von 47 Metern und überbaute es mit einem Stockwerk^). Den hinter diesem Haus gelegenen Garten durchzieht heute noch eine mit Steinplatten bedeckte große Abwasserdohle, auch deuten verschiedene dort gemachte Gelegenheitsfunde aus die frühere Bestimmung des Hauses hin.

Daö zweite, wohl kleinere Dadgebäude innerhalb des Klosters wurde Bädlin" genannt. Es ist erwähnt anläßlich des großen Brandes der Vogtei (heute Finanzamt) am 6. Februar 4623 21 ):... Auch man genug zu wehren gehabt, daß man uff der einen seiten das anstoßende Thorhänßlin sampt dem newen Baw (herzogliches Schloß), uff der andern seiten des Vogts Bädlin und den Fruchtkasten errette..." Dieses Gebäude war um die Mitte des 47. Jahrhunderts eingegangen, sollte jedoch auf Antrag eines Stuttgarter Bauwerkmeisters zur Zeit des Prälaten Essenwein (46701672) wieder hergestellt werden; die Wieder­errichtung desBädlinS" unterblieb aber anscheinend 22 ). Vielleicht handelt es sich hier um das von Abt Blasius 4489 erstellte Badehaus.

Das einstige Vorhandensein der drei dem Badbetrieb dienenden Ge­bäude dürfte damit einwandfrei nachgewiesen sein. In einem Ver-

* 8 ) Staats-Filialarchiv Ludwigsburg, Churfürstl. Kirchenratsregist. älterer Zeiten,

Repert. der Kloster- u. Forstverw. Hirsau, S. 76.

19 ) Es ist dem Zeichen des berühmten Meisters Josef Schmid von Urach nach­geahmt. Die Nachahmung dieses Zeichens, ohne die Buchstaben J. 8. findet sich nach A. Klemm (Württ. Baumeister u. Bildhauer bis ums Jahr 1750, W'ürtt. Jahrbücher 1882, H. 3 u. 4) sehr häufig an Rennaissance-Bauten.

20 ) Kl.fHirsau, Steuerbuch von 1777 ff, S. 130, Rathausregistrat. Hirsau.

21 ) Anhang des Geistl. Lägerbuchs der Pfarrei St. Bartholomäus, S. 314 (Pfarr­amtsregistratur Hirsau).

22 ) St. Filialarchiv Ludwigsburg: Churfürstl. Kirchenrathsregist. älterer Zeiten, Repert. Kl. Hirsau, Baureparat u. Bausachen, XVIII.

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