liehen Gebrauchsgegenständen ausgestattet war. Da die pfarramtlichen Geschäfte an St. Dartholontänö aber zur evangelischen Zeit nicht mehr durch einen besonders besoldeten Pfarrer, sondern durch die theologischen Lehrer der Klosterschule nebenamtlich versehen wurde», ist anzunehmen, daß auch einzelne Amtshandlungen in der Klosterkirche vorgenommen wurden. Für diese Annahme sprechen folgende Einträge im kirchlichen Lagerbuch: „Verzeichnis der Eheleut, die bey der Abtey Hirsaw und aufs der Pfarr Pletschenaw eingesegnet worden von Abbt Johann Parsi- momio ( 4568 — 4588 ) 28 )" und „Verzeichnis der Verstorbenen und Begrabenen allhier bey der Kürch Hirsaw und Pletzschenaw 2 ")." Unter der „Kürch Hirsaw" ist die große Klosterkirche zu verstehen. Nicht nur die meisten evangelischen Abte, sondern zum Teil auch deren Familienangehörige wurden nachweislich innerhalb dieser Kirche bestattet 8 "). Der eigentliche Begräbnisplatz für die Pfarrangehörigen war aber der bis heute benützte Friedhof bei der Kirche zu Pletzschenau.
Im Jahre 4578 wurde im Kloster Hirsau durch eine BauprüsungS- kommission darüber beraten, ob die Aureliuökirche ihrer Bausälligkeit wegen abzubrechen oder wieder i» guten baulichen Stand zu sehen sei. Die Kommissionsmitglieder hielten die Aureliuskirche für überflüssig und begründeten dies in ihrem Bericht unter anderem mit dem Hinweis auf daS Vorhandensein der Pletzschenankirche: „. . . und nachdem eS auch die ordentliche Begräbnis und ein Kirchen von deö Klosters wegen gleich dagegen hinüber, in der Blötschnau genannt, hat, welche noch dies Tags nit allein in guter Besserung und Bau, sondern so oft ein Mensch allhier mit Tod abgehet, wird in selbiger die Leichtpredigt gehalten, also daß man dieser St. Aurelii Kirchen gar nirgen zu bedarf . .." 31 ). Aus dieser Berichtstelle könnte geschlossen werden, die Pletzschenankirche sei nur als Totenkirche des Klosters benutzt worden. Die vorstehenden Ausführungen dürsten jedoch zur Genüge gezeigt haben, daß es sich um eine völlig ausgestattete Pfarrkirche handelt. Die KommissionSmitglieder — der Obervogt zu Kirchheim, der Kirchenrat Ludwig Hipp und andere — hatten in dieser Frage nur die Interessen des Klosters zu vertreten; die Pfarrei Pletzschenau wurde von deren Untersuchungen nicht berührt. Die Worte: „.. . so oft ein Mensch allhier (d. h. im Kloster) zur Psarr gehörig mit Tod abgehet, wird in selbiger die Leichtpredigt gehalten . . ." besagen nur, daß auch für die Klosterangehöcigen, soweit sie Rtitglieder der Pfarrei waren 82 ), ein Begräbnisplatz und eine Kirche zum Zwecke der Leichen-
2S ) Geistliches Lagerbuch, S. 200.
29 ) Ebenda S. 255.
30 ) Vgl. Chr. D. Christmann, Gesch. d. Klosters Hirschau, S. 276 ff.
31 ) Abschrift der Urkunde in der Hirsauer Pfarrbeschreibg., S. 95 f. (Pfarramtsregistratur).
32 ) Es gab damals unter den Taglöhnern des Klosters noch einzelne Katholiken.
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predigten durch das Vorhandensein der Pfarrkirche in der Pletzschenau sichergestellt gewesen sei. Die Kommissionsmitglieder hielten deshalb die Aureliuskirche für die Klosterinsassen als überflüssig.
Altburg, bis 4573 Filial von Calw, wurde im genannten Jahr selbständige Pfarrei. Die oben erwähnten Reichenbacher Amtsorte, ausgenommen Unteckollbach, wurden der letzteren Pfarrei zugeteilt. Der Übergang dieser Orte von St. Bartholomäus zur neuen Pfarrei vollzog sich jedoch sehr langsam: noch 4648 waren die Amtsorte bei der Pletzschenau- kirche. Die Aufschrift der genannten Rechnung lautet: „Hailgenrechnung des Haylgen Sanct Bartholomaei zue Dletzschnaw. Unser Adam Ban- müllerS Rtüllers zue Hürfchaw und Reiche! Weininanns Jnwoners zu Eberspühl alls beden verordneter Haylgen-Pflegere was wür desselben wegen Eingenommen und hingegen wider Ausgeben haben von Jnvocaoit Anno 4647 bis wider Jnvocavit 4648 ." Adam Bannmüller, Lehensinhaber der Klostermühle zu Pletzschenau, war im genannten und schon im vorhergehenden Jahr Heiligenpsleger für Ottenbronn 88 ). Als solcher wird er in der Rechnung 4646/47 (Spalte Besoldung) genannt. Rrichael Weinmann zu Eberspiel ist dagegen dort als Reichenbacher Pfleger (d. h. Pfleger für das Reichenbacher Amt) verzeichnet 8 ^). K. Klaiber 88 ) meint, mit der Reformation sei der Gottesdienst an der Pletzschenankirche eingegangen. Die Unrichtigkeit dieser Auffassung wurde oben nachgewiesen. Weiterhin läßt sich feststellen, daß auch nach Abgang der Reichenbacher Amtsocte die Pfarrei St. Bartholomäus weitcrbeftand. Heiligenpsleger war von diesem Zeitpunkt ab stets ein Ottenbronner Bürger, und als Benennung für die Pletzschenankirche bildete sich am Platze allmählich die volkstümliche Bezeichnung „Ottenbronner Kirchle 88 )."
Nach Zerstörung des Klosters ( 4692 ) wurde die verschont gebliebene Marienka pelle an Stelle der sehr schadhaft gewordenen Bactholomäus- kirche für die Gottesdienste der Pfarrei eingerichtet. Das Ende der uralten Pfarrkirche war aber noch nicht gekommen. Wie der von mir neuerdings im Rathausarchiv zu Ottenbronn aufgefundene Aktenbund über die grundlegenden Herrichtungsarbeiten der Kirche zeigt, brachte der „Heilige" unter Einrechnung einer Beisteuer der Hirsauer Klosteramtsver-
33 ) Über das Verhältnis der Pletzschenau-Mühle zu Ottenbronn vgl. die Ausführungen im letzten Abschnitt.
34 ) Das Totenregister der Pfarrei wurde erst 1593 als Teil des geistlichen Lagerbuchs begonnen. Dort finden sich nur noch die Namen der Verstorbenen des Klosters, des Dorfes Ottenbronn und des Lützenhardter Hofs. Auch im Taufregister fehlen von dieser Zeit an die Reichenbacher Amtsorte. Dennoch waren diese Orte noch einige Jahrzehnte lang der Pfarrei St. Bartholomäus zugehörig
35 ) a. a. 0. S. 26.
36 ) In den Rechnungen der Bauhandwerker anläßlich der Herrichtungsarbeiten 1737 bis 1741 vielfach so genannt. Akten: Rathausarchiv Ottenbronn.
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