kann Bischof Ousfing einwandfrei als Begründer des Aureliusklosters bezeichnet werden. Die oben geschilderten Tatsachen berechtigen zu folgendem Schluß: Im 12. Jahrhundert hat man in Hirsau bei den Darstellungen der GründnngSgeschichte des Klosters den in Bertholds Annalen als Zeitgenossen Pippins genannten Eclafcid — den wahrscheinlichen Stifter der Nazaciuskirche — und Noting, den Begründer des Aureliusklosters, zeitlich zusammengecückt, um diese als gemeinsame Stifter des Klosters von 830 erscheinen zu lassen. Die Hintergründe, die dazu geführt haben könnten, sind heute nicht mehr mit Sicherheit klarzustellen.
Das Hirsauer Klösterlein von 830 soll schon von dem Stifter Roting der mächtigen Reichenau übergeben worden sein a7 ). Diese Annahme wird von einer Rotiz in Gallus HhemS Chronik des Klosters Reichenau 28 ) hergeleitet. In dieser erst 1500 entstandenen Schrift ist einem Notkingus neben andern Schenkungen an die Reichenau auch zugeschrieben: „Hirsowe ainS- teils." Welcher Roting als Stifter gemeint sein soll, gibt Hhem leider nicht an. Man dachte bisher fast allgemein an Bischof Roting von Konstanz (919—934) 29 ). K. Beyerle 8 °) und insbesondere Fr. Lutz 8 H denken dagegen bei dem obigen Stifter an Noting von Ver- celli, den Begründer des Aureliusklosters. Eciiinect sei aber hierbei nur an folgende Tatsache: In dem noch erhaltenen Verbrüderungsbuch des Jnselklosters sind die Mönchslisten der verbnndenen Klöster genau notiert. Weder unter den dort oerzeichneten 54 Klöstern und Domkapiteln, die bei Anlegung des Buches unter Abt Erlebald (823—838) mit der Reichenau in Verbrüderung standen, noch unter den während des ganzen 9. Jahrhunderts weiter hinzugefügten Klöstern findet sich St. Aurelius. Wäre das Aureliusklostec kurz nach dessen Gründung an die Reichenau geschenkt worden, so müßte auch dessen Rkonchsliste im dortigen Verbrüderungsbuch zu finden sein 82 ). Die Unterstellung von St. Aurelius unter die Reichenau ist unbezeugt und kann daher nicht als geschichtliche Tatsache bezeichnet werden. Sofern nicht klares Beweismaterial für die obige Annahme erbracht werden kann, muß daran festgehalten werden, daß das Aureliuskloster im Besitz der Stifterfamilie blieb.
Im größeren Gründungsbericht des 6oclsx Hirsaugiensis H3 ) ist der Zerfall der ersten Stiftung ohne nähere Zeitangabe kurz beschrieben und
27 ) Vgl. Fr. Lutz, a. a. O. S. 57ff. und K. Weller, a. a. O. S. 86.
2S ) K. Brandi, Quellen und Forsch, zur Gesch. d. Abtei Reichenau II, Die Chronik des Gallus Öhem, S. 20.
29 ) Vgl. K. Brandi, a. a. O. 8. 20.
30 ) a. a. O. I, S. 476.
31 ) a. a. O. 8. 57 ff.
32 ) Was unter dem von Gallus Öhem genannten „Hirsowe ains tails“ zu verstehen ist, konnte noch nicht völlig geklärt werden; das Aureliuskloster kann aber m. E. damit nicht gemeint sein.
33 ) Fol. 2 f.
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