gehörige des Keltenvolkes^) etwa ein halbes Jahrtausend in unserer Gegend gesessen. Ob der Name Calw keltischen Ursprungs ist, konnte bis hente nicht entschieden werden. Es sei aber hier an den ebenfalls noch ungeklärten Namen Welzberg erinnert.
Das wegen seiner Gründlichkeit besonders wertvolle Kiefer'schh Forst- lagerbuch von 1680 (Leonberger SOotfl) 17 ) enthält eine Karte vom „ (51c st er Hirschau er Berg". Dort ist der Welzberg mit „Belhenbecg" angegeben. Kiefer hat in den von ihm gefertigten Forstlagerbüchern wie auch in seinem grundlegenden Forstkartenwerk^) die Namen der Örtlichkeiten mit Vorliebe so niedergeschrieben, wie sie an den seweiligen Orten vom Volke gesprochen wurden, ohne Rücksicht aus andersartige Schreibweise^^). Der Name „Weltzberg" wird schon vor dem Jahr 1680 an anderen Stellen genannt, doch ist unter dem Namen „Belhenberg" die beim Volke übliche Bezeichnung des Berges zu verstehen. Neben diesem „Belhenberg" findet sich in Akten des Klosteroberamts Hirsau häufig die Bezeichnung „Beltzberg" 20 ). Die letztere Benennung blieb auch am hiesigen Platze beim Volke herrschend, bis sie in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts durch das schristgemäße „Welzberg" langsam verdrängt wurde. Der Name des Berges wandelte sich daher im Munde des Volkes von dem ursprünglichen „Belhenberg" in „Bcltzberg"; erst in der jüngsten Zeit verlor sich die besondere volkstümliche Bezeichnung, denn hente wird der Berg auch beim Volke allgemein „Welzberg" genannt.
Der keltische Sonnengott hieß „BelinuS" (der Leuchtende)^), auch „Belen" genannt. Nach dieser keltischen Gottheit dürste daher der Welz- becg als Ort eines ihr geweihten Heiligtums „Belenberg" (—Berg des Sonnengottes) benannt worden sein.
Aus der Spitze unseres Berges ist ein rohbehauener, am Fußende abgerundeter Felsblock auf einer Steinunterlage derart aufgerichtet, daß er bei einseitigem Druck auf seine Oberkante in wiegende Bewegung gerät. Der „Wackelstein" auf dem Welzberg dient heute als Gcenzmarkieruug zwischen Hirsauer Forstamtsbezirk und Calwer Stadtwald. Nach dem ältesten Leonberger Focstlagerbuch ging schon 1556 die Grenze zwischen dem Hirsauer Klosterwald und dem Wald der Stadt Calw über den Welz- berg^). Kurz nach dieser Zeit (1567) legte auch das Kloster Hirsau ein
56 ) Nach Hans F. IC. Günther a. a. O. S. 115ff. waren die Kelten ursprünglich ein
überwiegend nordisches Volk, das allmählich der Rassenmischung verfiel.
17 ) St. Archiv Stuttg. Forstlagerbuch Nr. 75, Bl. 38.
ls ) Befindet sich hei der Württ. Landesbibliothek Stuttgart.
u ) Vgl. C. Regelmann, Das altwürtt. Forstkartenwerk des Kriegsrats Andreas
Kieser; Württ. Jahrbücher 1890/91, 8. 203f.
St. Archiv Stuttg. Repert. Kl. Hirsau, B. 7.
.loh. Heyd, Flurkaxte von Hirsau (1735) Pfarramtsregist. Hirsau.
2I ) M. R. Buck, Oberdeutsch. Flumamenbuch, S. 23.
2a ) St. Archiv Stuttg. Forstlagerbuch Nr. 71, fol. 68.
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neues, »och erhaltenes Forsilagerbuch an. In diesem sind nicht nur die Grenzen, sondern auch die Marksteine der Wälder genau angegeben. Bei Beschreibung der Grenzen des Waldes „Weltzberg und Altweg" find sieben Grenzsteine vom unteren Waldbeginn bis nahe der Welzberghöhe genannt. Die Grenze verlief von dem siebten Stein „oben uff dem Berg in ain hohen Felsen, hat der seitten gegen Calw zu Ein C Calwer Markung schaidet bedeutt, der seitten Hirsaw zu Ein H selbige Markh und wald schaiden bedeutt, hat oben uss Ein Creutz und der seitten Nummer Achte und würdet genant ufi dem Horn. Von diesem Felsen weiters den Berg abhin in ain stein mit Nummer Neune, sonsten mit den Buchstaben wie die andern und als schaiden genant uff dem Hörnlin"^). Es waren insgesamt 14 Grenzsteine, die diese Waldabteilung des Hirsauer Klosters gegen den Calwer Stadtwald abgrenzten. Nur der Grenzstein auf der Welzberghöhe ist als „Fels" angegeben, die übrigen waren gewöhnliche Steine.
Betrachten'wir heute den oben beschriebenen „Wackelstein", so sinden wir, daß dieser das H gegen die Hirsauer und das C gegen die Calwer Waldseite noch immer trägt, ebenso das Kreuz auf der oberen Fläche. Die alte Nummer „Acht" ist deutlich ansgehauen; erst vor einigen Jahren wurde bei einer Neunummerierung dort die Nummer Neun angebracht. Damit dürste der Nachweis erbracht sein, daß der Wackelstein 1667 nicht erst errichtet wurde, sondern schon vor dieser Zeit als Grenzmarkierung diente. Er ist, wie das Lagerbuch mit Recht sagt, „ein hoher Fels" (etwa 1,70 Meter hoch, an seiner oberen Fläche 2 Meter lang und 1 Meter breit). Der Stein ist an dieser Stelle zweifellos in nicht näher bestimmbarer Vorzeit durch Menschenhand errichtet worden. Die wenn auch rohe Bearbeitung nicht nur der oberen Fläche, sondern auch der Seiten ist deutlich zu erkennen; außerdem zeigt der Umstand, daß er sich bei einseitigem Druck auf seiner Steinunterlage hin und her bewegt, einwandfrei dessen nach einer bestimmten Planung durch Menschen vollzogene Erstellung. Verschiedene Anfragen meinerseits bei Fachgelehrten über die etwaige Bedeutung dieses Steins haben bisher keine Klärung erbracht. Die Orientierung der Langseite des Steins führte mich zu der Vermutung, dieser könnte an der für die Himmelsbeobachtnng geeigneten Stelle auf dem schmalen Gipfel des Welzbergs ursprünglich astronomischen Zwecken gedient haben. Bedeutsam ist in diesem Zusammenhang die nähere Bezeichnung sowohl des beschriebenen Felsens wie auch des nächsten Grenzsteins im Forstlagerbuch von 1567. Der erstere wird genannt „uss dem Horn" und der andere „nsf dem Hörnlin". Wäre nur die eine Bezeichnung „uss dem Horn" angegeben, so könnte daran gedacht werden, daß damit die Spitze des Berges bezeichnet worden sei (wie Jungsernhorn), da aber der nächste Grenzstein genannt wird „uff dem Hörnlin", liegt zweifellos
23 ) St. Archiv Stuttg. Forstlagerbuch Nr. 49 d, fol. 443.