eine andere Bedeutung zugrunde. Nach I. Grimm-Z wurde in alter Zeit der Monat Januar „der große Horn" und der Februar „der kleine Horn" genannt. Werden aber die uralten Bezeichnungen am Welzberg „Horn" und „Hörnlin" hier abgeleitet und als NtonatSbezeichnungen (großer Horn — Januar und kleiner Horn — Februar) gedeutet, so dürste die Annahme einer astronomischen Bedeutung des Wackelfteins eine wesentliche Stütze finden. Der Name des Berges selbst weist zwar in die keltische Zeit zurück, dagegen sind die noch 1567 an zwei bestimmten Stellen des Gipfels haftenden Ortlichkeitsbezeichnungen „Horn" und „Hörnlin" ur- deutsch. Es ist deshalb daran zu denken, daß nicht nur die Kelten, sondern auch später die im 4. oder 5. Jahrhundert unserer Zeitrechnung im Schwarzwaldvorland angesiedelten Alamannen hier eine Stätte der Sonnen- und Mondbeobachtung errichtet haben könnten. Unsere Vorfahren der vorchristlichen Zeit hatten ja bekanntlich für die Jahreseinteilung keine anderen Hilfsmittel, als die der uninittelbaren Gestirnbeobachtung. W. Teudt har in bezug auf die Externsteine im Teutoburger Wald ein germanisches Gestirnheiligtnm längst nachgewieseiCZ. Eine genaue Untersuchung des Wackelsteins nach der oben angegebenen Richtung sollte umgehend durchgeführt werden. Schon heute verdient aber dieser eigenartige, durch Menschenhand in grauer Vorzeit erstellte Stein, unter Naturschutz gestellt zu werden.
Auch aus der Zeit der Besetzung deö Landes durch die Römer sind aus der Umgegend von Hirsau vereinzelte Funde bekannt. Auf den Mühleäckern zu Stammheim wurden 1911 die Grundmauern eines römischert Bauernhauses (villa rustica) einwandfrei nachgewiesen^). In Alt- hengstett, Flur „Käppele", in Simmozheim, nördlich der Ortskirche und in Ostelsheim „Aus der Hub" sind je römische Grundmauern, Ziegel und teilweise auch Tonscherben festgestellt, die» Fundorte aber bis heute noch nicht näher untersucht. Nördlich des Dorfes Deckenpfronn fand sich ein Grab, das nach den Beigaben als römisch zu bezeichnen >ft 27 ).
Das Bild, das wir durch Funde dieser Zeit aus unserer Gegend gewinnen, ist das einer römisch-keltischen Mischkultnr. Wohl waren die Römer damals Herren des Landes, aber rückwärts der bewachten und befestigten Grenzlinien hatten sich mit Vorliebe keltische Bauern festgesetzt, neben manchen römischen Veteranen, die nach ihrem Austritt aus dem Heer als Siedler in Germanien verblieben.
Etwa ums Jahr 260 gelang es den tapferen Alamannen, den damals stark befestigten Grenzwall der Römer (Limes) zu übersteigen, ins
M ) Deutsches Wörterbuch 4, 2, Sp. 1821.
25 ) Germanische Heiligtümer, 8. 17 ff.
26 ) Fundberichte aus Schwaben 1911, S. 82ff. und „Aus dem Schwarzwald“ 1912 Nr. 3; Modell des Hauses in der Altert. Sammlung Stuttg.
21 ) Oberamtsbeschreibung Calw, S. 124.
12
Neckargebiet einzubrechen und weiterhin bis zum Rhein und zur Donau vorzudringen. Über diese heldenmütige Rückeroberung der schon vor der Römerbesetzung von den Germanen innegehabken Gaue sind wir leider noch immer nicht genügend unterrichtet, doch hellt sich durch weitere Funde gegenwärtig dieses Bild mehr und mehr auf. Genauere Anhaltspunkte über Kulturhöhe, Sitten, Gebräuche nnd geistiges Leben unserer Vorfahren lasse« sich den gehobenen Grabbeigaben der alamannischen Rcihengräberfriedhöfe des 4. bis 5. Jahrhunderts (Seßhaftwerdung der Alamannen) entnehmen.
Auf Grund von gelegentlichen Grabfunden aus der alamannisch-frän- kischen Zeit sind in unserer Gegend Reihengräberfriedhöfe anzunehmen bei Althengstett, Stammheim, Gechingen, Ostelsheim und MöttlingelCZ. Leider wurde an keinem dieser Orte das Gräberfeld in weiterem Umfang ^untersucht, so daß eine genaue Datierung dieser frühesten germanischen Besiedlung des Schwarzwaldvorlandes noch nicht möglich ist. Zum Vergleich könnte aber der genau untersuchte Reihengräberfriedhof zu Holzgerlingen (Kreis Böblingen) herangezogcn werden^). Von den genannten fünf Orten unseres Kreises, an denen germanische Gräber festgestellt sind, weisen sich vier schon aus Grund ihres Namens (2 Ingen- und 2 Heim- Orte) als alamannische beziehungsweise fränkische Siedlungen aus^"). Die freien Alamannen wurden in einer großen Schlacht am Oberrhein (vermutlich 496 bei Zülpich) von den Franken unter Chlodwig besiegt und mußten den nördlichen Teil ihres Landes an diese abtreten. Die sränkisch- alamannische Grenze durchschnitt den heutigen Kreis Calw; sie verlies zwischen Stammheim und Dachtel und zog sich von dort zum Teinach- stüßchen hin. Unter dem Schutze des OstgotenkönigS bewahrten die südlichen Alamannen noch einige Jahrzehnte ihre Selbständigkeit, bis auch deren Land 536 an die Franken abgetreten werden mußte.
Angeregt durch das Beispiel ihres Königs Chlodwig, der 606 die Taufe empfangen hatte, trat das Volk der Franken in der Hauptsache schon kurz nach dieser Zeit zum Christentum über und suchte auch die unterworfenen Alamannen zu christianisieren^). Der fränkische Nationalheilige war Martin, der auch bis heute Titelheiliger der Kirchen zu Stammheim nnd Gechingen geblieben ist. Mitpatron ist der hl. Martin auch (neben Maria und Markus) für die Kirche zu Althengstett (ursprünglich Hingstetten). Möglicherweise bildeten die Orte Stammheim, Gechingen nnd Althengstett anfänglich zusammen eine kirchliche Einheit,
2S ) W. Veeck, Die Alamannen in Württemberg, S. 252 f.
29 ) Ebenda S. 190 ff.
20 ) Vgl. J. Bitzer, Alter der württ. Ortschaften, S. 48 ff. u. S. 65 ff. sl ) G. Bossert, Die Anfänge des Christentums in Württemberg. Bl, f. Württ.
Kirchengesch. 1888, Nr. 1, S. 9.