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Karl Greinet

an die neue königliche Herrschaft übergegangen war. Einige Objekte, so cie beiden Herbergen, Krone und Hirsch, waren - die erstere 1681 4S , die letztere ] kurze Zeit später - in Privatbesitz übergegangen, ebenso der von Herzog ; Eberhard Ludwig erstellteNeue Bau. >

Die Kirche, eine Schöpfung von Herzog Eberhard III., entstand zwischen ; den Jahren 1662 und 1665. Der Bauherr, der in den Sommermonaten fast alljährlich Teinach besuchte, wollte wohl mit seinem Hofstaat den Vorzig des bequemen Kirchenbesuchs genießen. Den protestantischen Gottesdieist ! versah während der Badsaison der Pfarrer von Zavelstein, derwegen Wart in der Deinach einen Eimer Gnadenwein erhielt; teilweise auch ein dam f bestellter Badvikar. Erst zum Jahre 1770 erfahren wir etwas von einerCatln- . lischen Capelle im Bronnenhaus 44 .

Kunstgeschichtlich gesehen, bietet die Teinacher Kirdie - abgesehen v«n j einem beachtenswerten Kruzifix - nichts Besonderes. Als einzigartig ist jedoh ; die sogenanntekabbalistische Lehrtafel im Chor der Kirche zu bezeichnen 5 . :

Entworfen und gestiftet ist sie von der württembergischen Prinzessin Antonia, ; Schwester von Herzog Eberhard III. Die tiefreligiöse Fürstentochter, die irr ' Hebräischen und in der Kabbala ausgiebigen Unterricht genossen hatte, wolle ! in dieser Lehrtafel biblische Geheimnisse bildlich zur Darstellung bringe!, f um nicht nur den Teinacher Badegästen, sondern dem ganzen württen- bergischen Volk eine anschauliche Predigt zu halten. Das Bildwerk hat manches i Aufsehen erregt 46 , ist audr vielfadi beschrieben, aber bis heute wenig vff- standen worden. Prinz Friedrich von Baden sagt als Teinadier Badegast vm \ 1785 dazu:In dieser Kirche ist die famöse Lehrtafel der Prinzessin Antona j von Württemberg, worüber so vieler Sinn oder mehrenteils Unsinn geschriebei, < gesagt und gedradct worden ist 47 . j

Aus dem erwähnten Gebäudeverzeichnis verdient nodi besondere Erwähnung ] Ein Stations- und Polizeigefängnis, 1816 aus einem alten steinernen Turn erbaut. Von irgendeiner Befestigung, wodurch der Bestand eines alten ; steinernen Turmes erklärlidi würde, ist in der gesamten Teinacher Geschiebe nichts festzustellen. Nun zeigt sich aber auf einem Aquarell im Stammbuh j des Paul Jenisdi 48 (Sauerbronnen zu Darnach im Hertzogthumb Würtenbeg j

43 HStA. Repert. Calw (W) S. 27, Nr. 63.

44 Tagebudi über die Landreisen des Herzogs Karl Eugen, S. 192. 1

45 Der ehemalige Hirsauer Pfarrer und spätere Prälat Friedridi Christoph Oetingn hat als Erster dieLehrtafel erklärt und beschrieben. Seine tiefsinnige Deutung st jedoch für die Allgemeinheit unverständlich. (Erschienen: Sämtl. Schriften, 2. Ab.,

1. Bd.) Jüngste Erklärung: J. Beck, Die Lehrtafel der Prinzessin Antonie von Württen- berg, 1926. ::

46 Vgl. HStA. A 133, B. 24. 47 Badenfahrt nach Deinach, 1785, S. 15.

43 W. Landesbibi. Stuttgt. Cod. hist. 4, Nr. 298-299. Eine Wiedergabe des Bilds

bei E. Rheinwald, Badenfahrt nach Deinadi, 1785. S. 8. Das Bild wird zwischen 16*0 und 1647 entstanden sein, da Jenisdi - damals Lautenist am herzoglichen Hof in Stutt­gart, im letzteren Jahr verstorben ist.