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Ter milchige Stadtschreiber soll in die schriftliche Auffor­derung Melac's, die Stadt zu übergeben, ein Loch gebrannt, und sie zurückgeschickt haben, worauf Mclac die Stadt rasch einnahm und dermaßen verbrannte, daß sämmtliche Gebäude innerhalb und außerhalb der Mauernausgenommen vier Pri- vathäuser im Bezirk der Mauern und 36 hin und her an den Bergen klebende, mehr Hütten als Häuser" in Asche sanken.

Ten Raub schleppten die Horden desallerchristlichen Königes" auf etwa hundert Wagen fort.

In den französischen Revolutionskriegcn durchzog 1796 General Aloreau, und nach ihm St. Cpr die Stadt, wobei es nicht ohne Plünderung und Gewaltthätigkcit abging.

Ein sprechender Beweis der Lebenskraft und Thätigkcit der Bewohner ist cs aber, daß die Spuren jener furchtbaren Heim­suchungen so rasch verwischt und der blühende Wohlstand der Stadt verhältnißmäßig so bald wicderhergestellt werden konnte, und so steht neben jenen traurigen Kricgeswirrcn die Geschichte der friedlichen Gewerbe freundlich und wohlthnend.

Wie lange Gcwcrbfleiß und Industrie ihre Wohnung in Calw aufgcschlagen haben, beweist die Nachricht, daß 1327 schon eine Walkmühle hier gestanden habe. Zn demselben Jahr­hundert hatte die Stadt ans dem Brühl ihren Jahrmarkt, der dann 1454 in die Stadt verlegt und dessenthalbcn ein neues Kauf- und Rathhaus erbaut wurde.

Die Tuch- und Zeugwcberci, Färberei und Gerberei waren schon damals weit berühmt, auf den Messen zu Frankfurt, Leipzig, Naumburg, Nördlingcn, München und Zurzach waren die Calwer Kaufherren regelmäßig zu finden, die Tücher wur­den bis Polen, Siebenbürgen und Italien in Menge verschickt. Als 1610 ein gewisser Crololanza aus Piaccnza die Wollcindustrie verbessert hatte, wurden die Calwer Waaren wegen ihres feinen Gewebes, ihres Glanzes, ihrer dauerhaften Farben aller Orten