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hochgeschätzt. 400 Webermeister, 1200 Zeugmachcr und etliche 1000 Spinnerinnen verfertigten jährlich gegen 70,000 Stücke „Engelsait, Grobgrün, Boi, Fcderritten, Bombasin, Barchent, Kölsch, Machaicr, Schalter, Atlas und Teppiche." Ganz Deutschland lieferte dazu die Wolle, Spanien und Frankreich die Kunstfarben.
Der dreißigjährige Krieg brachte natürlich der Gewerbsam- keit einen schweren Stoß. Aber kurz darnach legten zwei „arbeitsame und verständige" Wollfabrikanten den Grund zu der Calwer Zeilghandlung, die späterhin unter der Firma: „Maier, Schill und Compagnie" hochberühmt wurde. Diese Compagnie entwickelte sich durch Energie und Fleiß der Theilhabcr, sowie durch den Schutz günstiger Privilegien rasch zu einer industriellen Macht, und bestand in letzter Zeit aus 23 Mitgliedern, deren jedes bei der Aufnahme 15,000 fl. einzuwerfen hatte. Nur Sohne der Mitglieder, und zwar von demselben Vater höchstens drei Söhne, konnten in die Compagnie cintreten, die übrigen wurden nach ihren Fähigkeiten bei den verschiedenen Geschäftszweigen angcstellt. Mir vierzehn Jahren wurden die Söhne als Lehrlinge eingeschrieben, nach vierjähriger Lehrzeit ans Reisen geschickt, zurückgekchrt traten sic in die Compagnie ein, an deren Spitze ein Direktor stand, welcher die Mitglieder zu gemeinschaftlichen Berathungen zusammenzurufen hatte.
Als die Bedeutung der Compagnie immer mehr stieg, wurden ihr von 12 Acmtern des Landes die Zeugmachcr zugcthcilt, welche in sog. Modcrativnsbezirke eingctheilt, ihre rohe Waare an bestimmten Tagen für bestimmte Preise in das Kaufhaus nach Calw ablicfcrn mußten. Hier wurden die Zeuge untersucht, geprüft und angenommen oder abgcwicsen und gestempelt Solche gestempelte Stücke durften die Meister auf eigene Rechnung verkaufen, und wenn sie sich beeinträchtigt glaubten," konnten sie an das Oberamt und darnach an die Regierung appellircn.