62
Zavelstein.
Wer gut zu Fuß ist, kann den steilen tannenbewacksenen Berg in 15 Minuten hinaufklettern; wer sich eine halbe Stunde Zeit nimmt, kommt auf dem Röthcnbacher Fahrweg bequem hinauf. Am Wirthshause zum Lamm betritt man dann die „Stadt", die bis 1805 das Recht hatte, einen Abgeordneten zum Landtag zn wählen. Der schwarzrothe Pfahl am Eingänge gesteht zwar, daß die einst mit Graben und Wall befestigte Stadt jetzt ein Stabilem geworden sey, aber weder die 366 Einwohner noch die Bauart der ärmlichen Häuser rechtfertigen die bescheidensten Erwartungen des Städtischen.
Dagegen ist das Ländliche um so schöner und reicher. Ter freie Platz vor dem „Lamm" ist mit einigen stattlichen Linden- bänmen geziert, an dem laufenden Brunnen sammelt sich die durstige Heerde täglich, das Wirthshans bietet freundlichen Empfang, guten Wein und den Kurgästen, die sich hier der Luft wegen aufhaltcn wollen, reine Bergluft, heimliche Stuben und billige Verpflegung.
Geht man die (einzige) Gasse zwischen den Häusern durch das Städtchen, so kommt man an der Pfarrkirche vorüber, welche ursprünglich nur ein fester Thurm war, dessen unterstes Stockwerk die Stelle einer Kapelle vertrat. Dasselbe ist mit einem uralten Tonnengewölbe gedeckt und zeigt Spuren von früh romanischer Bauweise. Dieser feste Kapcllenthnnn ist später viereckig in die Höhe gezogen und mit einem Satteldache versehen worden. Tie Kirche ist nachher eingebaut worden und erhielt ihre kahle, nüchterne Gestalt 1578. Zwei Grabdenkmale sind im Innern zu bemerken: das eine ist dem Oberjägermeister von Braitenbach (h 1593), das andere dem würt- tembergischen Obervogt Ioh. Friedr. von Buwinghausen (j- 1716) gewidmet. Dieses hat die schöne Inschrift: „hier ruhen die Gebeine eines ehrlichen Mannes."