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Lebensgefahr über die Mauer sprangen, oder sich an Seilen herabließen. Die. ganze Stadt ging aber in Flamme» auf, und nur die Vorstadt auf dem rechten Ufer rettete sich durch eine Summe von 5000 fl.

Durch das Morden, Feuer, Hunger und Pest sank die Zahl der Bürger von 602 auf 400 herab.

Der würdige Dekan Joh. Val. Andrea, eine Leuchte der evangelischen Kirche, hatte sich beim Eindringen der Feinde ge­flüchtet; nach dem Abzug kehrte er zurück, erwarb sich als Tröster und Helfer der Armen großes Verdienst, und brachte durch milde Beiträge fast 10,000 fl. zum Wicderemporbringcn der langsam aus der Asche erstehenden Stadt zusammen. *)

Das Unglück hatte sich aber noch nicht erschöpft. 1638 plünderten die Truppen des kaiserlichen Gencral's Götz, 1645 die Schaarcn des weimar'schcn Generals Rosen die Stadt aber­mals. Endlich brachte der wcstphälische Friede bessere Zeiten, aber die Hälfte der Einwohner war verschwunden.

Die giftigste Frucht, welche ans der Blutlache des dreißig­jährigen Krieges üppig aufschoß, die Hercnprozcssc, gedieh auch zu Calw, denn 1683 wurde die Wittwc Anna Hafner mit dem Sohne ihrer Stieftochter Bartholomäus Sib als Heren hingc- richtct.

Zn demselben Jahrhundert entlud sich das Kricgswcttcr nochmals mit ganzer Gewalt. Zn dem gräßlichen pfälzischen Kriege zog 1692 nach Besiegung des Herzoges Friedrich Earl bei Octisheim der berüchtigte Melac die Nagold herauf und verbrannte Licbcnzcll, Hirschau, Zavclstcin (swlw daselbst.)

Durch Andreas tlrreni ealveoses und dem bei dem Brande zu­rückgebliebenen Präzeptor Luz, der durch seine Sprachkcnntniß den Sol­daten der verschiedenen Nationen impcnirte, sind uns die näheren Um­stände aufbchaltcn. Dieser schrieb: VirFae ckirinae Lslrae intlictae memoria- Stuttgart 1643»