81
In der dis auf wenige Grundmauern zerstörten Burg *) wohnte ein reichbegütertes, mächtiges Grafengeschlccht, dessen Ahnherr Erlafried und sei» Sohn Noting, Bischof von Vercelli bis in das Zeitalter Karls des Großen hinaufreichen. Erlafried stiftete das Kloster Hirschau, um 1050 erneuerte Graf Adalbert die Stiftung auf Befehl seines Oheims, des Papstes Leo IX., welcher den Neffen auch bestimmte, gegen Kaiser Heinrich Par- thci zu nehmen. Adalbert stand 1077 mit Hugo von Tübingen, bei Heinrichs Gegcnkaiscr Rudolf von Schwaben, und als Heinrich IV. 1078 bei Melrichstadt siegreich mit seinen Horden Alemannicn zerstampfte, wird er die Besitzung Adalberts von Calw nicht verschont haben.
Zu dcni Glanze des Geschlcchtes»trug nicht wenig bei, daß außer Lev IX., Viktor II. (1055—1057) Bruder, und Stephan IX. (1057—1058) wieder Oheim eines Grafen von Calw mit der dreifache» Krone geschmückt waren.
Tic größte heimathliche Blüthe erreichte das Geschlecht unter dem Sohne des genannten Adalbert, Gottfried. Er war Kaiser Heinrichs V. mächtigster Rathgeber, in Folge dessen er 1113 Pfalzgraf im Rheinlandc, Hauptstütze des Reiches bei der neuen Königswahl 1125 und Vogt über die Klöster Hirschau, Sindclfingen, Reichcnbach und Lorsch an der Bergstraße wurde.
Gottfrieds Tochter Uta lebte mit ihrem Welf VI. in unglücklicher, kinderloser Ehe, Gottfrieds Sohn Adalbert aber war
") Herzig Friedrich ließ 1605 das alte Schloß abbrechcn, um a» dessen Stelle ein neues zu setzen, was jedoch unterblieb. Das königliche Archiv bewahrt noch den von dem Architekten Schickhardt entworfenen Plan für das neu zu erbauende Schloß — ein dreistöckiges, ein längliches Viereck bildendes Gebäude, das auf den vier Ecke» mit Thürme» versehe» werden sollte. — Am 22. März 1606 legte der Herzog den Grundstein, ließ aber nur die noch stehenden Grundmauern aufführen. In dem alte» Schlosse befanden sich mehrere Gefängnisse, z. B. der Keffelthnrm, von welchem Crusins schauerliche Dinge erzählt.
6