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Wenige Schritte weiter gelangt man über zwei tiefe, teil­weise noch ausgemauerte Gräben zu der imposanten Ruine der alten Burg der Herren von Zavelstein,*) welche auf den äußersten Rand des »ach drei Seiten steil abfallenden Bergrückens mit starken Mauern und Zwinger erbaut, ein Viereck bildere, dessen südöstliche Seite abgerundet war.

Durch das geräumige, gut erhaltene, im Spitzbogen erbaute Einlaßthor kommt man in ein stattliches Gewölbe, von welchem rechts und links Thürcn in das Innere der Burg und gerade­aus ein Thor in den Burghof führt. Von hohen Mauern cin- gcschlosscn, und mit Gras, Bäumen nnd Epheu gar freundlich bewachsen, hat dieser Burghof nach der Süd- und Westseite noch die äußeren Mauern nnd Fenster des sogenannten alten Baues oder der Pfalz, welche zweistöckig und nach Westen mit Staffel­giebeln erbaut war.

Auf der andern Seite, rechts vom Eingangsgewölbc, liegt der sehr zerstörte neue Ban und lehnt sich an den schönen, 100 Fuß hohen, viereckigen mit Buckclsteincn gemauerten Thurm.

Vierzig Fuß über der Erdoberfläche war der rnndbogige Eingang, von dem ans ein Gang zu den verschiedenen Thcilcn der Burg führte. Von den fünf Stockwerken dienten die zwei untersten als Burgvcrließc. Im Jahr 1787 fand man beim Nachgraben hier nnd in einem benachbarten gewölbten Gange eiserne Stangen, Uebcrreste dicker Seile, Holzschnhe n. dcrgl., sowie eine 8 Fuß lange, schmale Steintreppe, die dem Kerker­meister wohl dazu diente, mit den Gefangenen zu verkehren. Auch berichtet eine Sage, daß 1361 Hans von Gültlingen seine Tochter in dicß Verließ gesteckt, weil sic einem jungen Ritter, mit dessen Vater der Alte in Fehde lag, im Jagdhaus zu Tcinacb im Beisepn ihres Vaters einen freundlichen Kuß zum Gottcspfennig gab.

*) Zavei-. Zabel-, Tafel-Stein führte ein roth-gclbnes Zabel- ober Spielbrett im Wappen.