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Dann spielt sie mit den Kindern, und zum Andenken schenkt sie ihnen eines ihrer langen, goldnen Haare, oder wenn sie als Schlange kommt, einige Schuppen.
Sind aber die Kinder zu Hause, so verwandelt sich das Haar in goldne Spitzen oder Bänder, die Schuppen in Goldstücke. Wer den Muth hat, in der Christnacht „die Jungfrau vom Schacht" zu erlösen, der wird Herr und Besitzer des ganzen, ungeheuren Schatzes.
Auch der Geschichte ist das Waldccker Schloß nicht unbekannt. Von hier stammen die reichbegüterten, auf fünf Burgen ansäßigen Edlen von Waldeck, Stadclherren, Waldvögte, Truchseßen, ursprünglich gräflich Calwische, dann Cberstcinischc, beziehungsweise Tübingischc Dienstmannen und Lchenslcute. Einer von ihnen liegt in der Kirche zu Calw begraben.
Um 1140 werden sie in der Hirschauer Chronik zuerst genannt, 1279 wird ihre Burg von Albrecht von Hohenberg, dem Schwager Rudolf's I. von Habsburg belagert, weil sie dem vom Kaiser gebotenen Landfrieden trotzten, endlich im Novbr. 1284, da der Kaiser selbst herbeigckommcn war, nach zweimonatlicher Belagerung erstürmt, und mit den andern vier Burgen zerstört, worauf Graf Albrecht von Hohenberg selbst ein Schloß errichtete. — Bis zum Erlöschen des Geschlechtes mit Tristan von Waldcck 1553 ist nichts mehr Wichtiges zu berichten. Durch Kauf, Pfändung, Belehnung ist das Schloß bald in hohenbergischcn, bald in badischen, bald in pfälzischen, bald in hvrnbergischen Händen, auch das Kloster Hirschau, das stets bei Kasse war, erwarb sich waldcckische Güter. Endlich zog Württemberg das erledigte Lehen ein und die Bnrg zerfiel. Gegenüber der Schloßruine auf der Höhe liegt der Dickehof, einst hirschauischc Meierei, und wenige Minuten davon stehen im Walde die letzten Reste des Dickemcr Schlosses, bestehend in den Grundmauern eines viereckigen Thurmcs, die fünf Fuß dick und thcilweise noch 10 Fuß hoch sind. Vor dem Thurm