Hermann Wulzinger · Über die Hirsauer Atropin-Kur bei Parkinsonscher Erkrankung Sanatorium Dr. Römer um 1930 138 fünf Cannstatter Patienten mit der Bahn ange­reist, die letzte Etappe vom Calwer Bahnhof nach Hirsau per Kutsche. Mit diesem Umzug wollte Dr. Römer zu Gunsten seiner Patienten das quirlige Stadtgetriebe gegen die ruhige Abgeschiedenheit des Landlebens eintauschen. Das ursprünglicheNervensanatorium Römer­haus wurde bald zumSanatorium. Schwer­punktmäßig wurdenNervenkranke mit Neur­asthenien, nervösen Störungen, Depressionen, Schizophrenie, Progressiver Paralyse(einer da­mals noch verbreiteten syphilitischen Später­krankung) behandelt. Das änderte sich schlagar­tig, als das Sanatorium am 1. August 1914 mit Beginn des 1. Weltkriegs zum Königlichen Reserve-Lazarett bestimmt wurde: die anwesen­den Patienten mussten entlassen oder in Privat­häusern am Ort untergebracht werden, im Garten wurden drei Baracken erstellt, Dr. Carl Römer wurde zum Oberstabsarzt und Lazarett­leiter ernannt, ein Chirurg wurde ihm beige­stellt, und am 28. August 1914 traf der erste Transport mit Verwundeten ein. Unter den Verwundeten mehrten sich im Lauf der Zeit die DiagnosenKriegsneurosen, Kriegszitterer, Seh­behinderung durch Giftgas. DieZitterer wurden für den eher psychotherapeutisch ausge­richteten Dr. Carl Römer, inzwischen zum Sanitätsrat ernannt, Schwerpunkt des diagnosti­schen und therapeutischen Interesses. Die Hirsauer Atropinkur Aus der Beschäftigung mit den Kriegszitterern erwuchs für Dr. Römer das Interesse an den Parkinson-Kranken, zumal nach dem Ende des 1.Weltkriegs mit der oben beschriebenen epide­mischen Economo-Grippe eine Wellepostenze­phalitisch erkrankter Parkinsonpatienten auf die Klinik zukam. Zur Behandlung bediente er sich dabei des oben erwähnten Atropins, das er aus der Münchner Schule übernahm und zum Pro­Drei Generationen der Familie Dr. Römer: Dr. Carl Römer, Dr. Helmuth Römer und Dr. Hans Bernhard Römer