Klaus Pichler · Der Theurerhof in SpeßhardtDer Zufall wollte es, dass dieses Gehöft 2015 vonRolf Berlin, Wirt und Hotelbetreiber aus Zavelstein, erworben wurde. Der neue Eigentümer istinteressiert an der Historie seines neuen Besitzes,was letztlich den Anstoß zu diesen Zeilen gab.Name und Zugehörigkeit von SpeßhardtDer Name Speßhardt erinnert an das gleichnamige Mittelgebirge am Main, wobei die nichtganz identische Schreibweise„Spessart“ unerheblich ist. Ob sich der erste Namensteil – wie dieältere Literatur annimmt(J. Bitzer, 1914,Walther Keinath, 1951) – von Specht, oder –nach jüngeren Angaben(Hans Bahlow, 1985) –von einer alten Bezeichnung für Moder undFeuchtgebiet herleitet, muss ich offen lassen.Beide Interpretationen erscheinen passend: DasHämmern des Spechts ist hier auch heute nochzu hören und im Speßhardter Wald gibt es eineReihe missenartiger Feuchtgebiete. Der zweiteNamensteil besteht aus dem althochdeutschenWort„Hardt“ für Wald, meist in der Bedeutungvon Weidewald verwendet. Möglicherweisesteckt darin das lateinische Adjektiv„arduus(a,um)“, das laut Langenscheidt für steil, hochragend, schwierig, also auch für„hart“ im Sinnevon beschwerlich steht. Somit lässt sich Speßhardt mit„Spechtswald“ oder„Missenwald“übersetzen. Die Topographie unseres Nordschwarzwald-Weilers wirkt in beiden Benennungen getroffen.Somit war Speßhardt(wie auch Weltenschwann)seit jeher ein verwaltungsmäßig getrennter Weiler: Der Teil„diesseits des Baches“ – gemeint istdie orografisch rechte Seite des Rötelbachs –gehörte zum etwa 1350 entstandenen Zavelsteiner Ämtlein, einem Vogteibezirk, dem zwölfOrte unterstanden. Der auf der anderen Talseitegelegene Speßhardter Teil„jenseits des Bachs“dagegen gehörte zu Alzenberg. Zwar erfolgte,nachdem Herzog Friedrich als Belohnung fürseine Kooperation mit Napoleon 1806 zumKönig aufgestiegen war, die Auflösung desÄmtleins und in der Folgezeit war für ganzSpeßhardt der Alzenberger Schultheiß zuständig.Doch die historische Beziehung Speßhardts zuZavelstein und Sommenhardt wirkte noch langenach. So blieb auch nach der Auflösung desZavelsteiner Ämtleins die kirchliche Teilung vonSpeßhardt weiter bestehen. Die AlzenbergerSeite unterstand der Pfarrei Altburg, währendfür den Zavelsteiner Teil ein Lagerbuch von1602 festhält:„Alle Innwohner von Mann- undWeibspersonen, Jungen und Alten in Theinachals Zavelsteiner Vorstadt und in den hernachbenannten Flecken, als Emberg, Schmieh, Sommenhardt, der halbe Theil von Röthenbach,desgleichen die zu Weltenschwann und Speßhardt zum halben Theil gehören todt undlebendig in die Pfarrei zu Zavelstein“. DieseZugehörigkeit endete erst 1956, als auch derZavelsteiner Teil Speßhardts und Weltenschwanns zur Pfarrei Altburg kam.Schon aus der Quellensammlung„Altwürttembergische Lagerbücher aus der österreichischenZeit 1520-1534“ geht die Teilung des Weilers„Speßhardt“ hervor. Der Teil„jennot[jenseits]dem bache“ bildete zusammen mit„Winberg,Weltinschwan, Obenrüd und Altzenberg“(alsoWimberg, Weltenschwann, Oberried und Alzenberg) ein eigenes Amt. Ebenso werden die vier„diesseits des Baches“ nach Sommenhardt gehörigen und damit dem Ämtlein Zavelstein unterstehenden vier Lehen(auf der„Winterseite“) samtden Inhabern und deren Zinsbelastungen aufgeführt.Der Name des GehöftsDer Name Theurer taucht in der Quellensammlung„Altwürttembergische Lagerbücher aus derösterreichischen Zeit 1520-1534“ noch nichtauf. Aber auch die Namen der übrigen Lehensinhaber entsprechen nicht den auf der Urkartefestgehaltenen und heute immer noch gebräuchlichen Benennungen. Sie stehen somit in keinerlei Zusammenhang mit dem Zeithorizont derErstbesiedlung von Hufen. Jedoch findet sichder Name„Lörcher“ mehrfach: so hat ein MathisLörcher von„jennot dem bache“ für die„Strut112