Yvonne Arras · Die Klöster der Grafen von Hohenberg und die dominikanische Observanzbewegung frauwen vatters muter bruder schwestern und geschwisterich kindt, das heißt, die gesamte Familie, eingeladen, den ganzen Tag bis um 20 Uhr im Kloster zu verbringen. Diese Leute sollten insbesondere an den Gottesdiensten teilnehmen. Erlaubt ist den Schwestern sogar bis zu 6 Wochen zu verreisen. Diese Ordnung bittet Johannes Fabermit getruwsamen vleyss 73 zu befolgen. 74 Ob die Kirchberger Klosterfrauen am Ende des Mittelalters trotz der fehlenden Reform erweitertes Interesse für Schriftwerke entwickelt haben, wird sich(anders als in Reuthin) aufgrund der verlorenen Bibliothek vielleicht nicht mehr endgültig feststellen lassen. Resümee: Wie sich die Hohenberger Klöster auseinanderentwickelt haben Was als Gemeinsamkeit geblieben ist, ist die Zugehörigkeit zum Predigerorden, die aber am Ende des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit aufgrund der(wenn auch nicht voll­ständig getrennten) Zweiteilung der Ordens­gemeinschaft in Observanten und Nicht-Ob­servanten ihr verbindendes Moment einge­büßt hatte. Kirchberg und Maria-Reuthin erhielten auch nicht die Gelegenheit, wieder zumindest innerhalb ihres Ordens zusam­menzurücken, als sich die Observanten und Nicht-Observanten des Predigerordens 1608 wiedervereinten; denn Maria-Reuthin war zu diesem Zeitpunkt bereits seit 74 Jahren aufge­löst, während Kirchberg die Einführung der Reformation(in Württemberg 1534) über­standen hat und(trotz beträchtlicher Bedräng­nisse im Bauernkrieg und später im 30-jäh­rigen Krieg) noch bis zur Säkularisation 1806 fortbestand. Durch die Grafen von Hohenberg sind Maria-Reuthin und Kirch­berg im Kernverwandt. Die Verwandtschaft riss, als sich die Dynastie in zwei Linien trennte, und sie zerbrach unwiederbring­lich beim Ausverkauf der Lände­reien. Die Territorialgewalt nimmt fortan den entscheidenden Einfluss auf die Klöster. 75 Obwohl die Konvente demselben Orden zugehören, entwickelten sie sich unter dem je eigenen Schirmherrn vollständig auseinander. Ein Spie­gel davon sind die unter dem Schirm Württembergs gelungene Reform bei Maria-Reuthin und die unter Habsburg gescheiterte Reform Kirchbergs, der wiederum eine ebenfalls durch Österreich beeinflussteneue Ordnung folgt, die ein gemäßigt strenges Leben der Schwestern vorsieht; was bei Maria-Reuthin unter Württemberg hinwiederum nie zur Disposition gestanden hätte. Der bekannte hohenber­gischeFamilien-Grab­stein, der heute in der Kirchberger Klosterkirche steht: Er gedenkt an die Grafen Burkhard III. von Hohenberg( 14. Juli 1254 durch Blitzschlag bei Deckenpfronn) als dem eigentlichInitiator der Kloster-Gründungen Maria-Reuthin und Kirchberg, und an dessen Sohn, Minnesänger Alb­recht II. von Hohenberg ( 17. April 1298 in der Schlacht bei Leinstetten), der den Stein angeblich von Reuthin nach Kirch­berg verschafft haben soll, sowie dessen Ehefrau Mar­gareta von Fürstenberg. 187