Oskar Wössner · Ein Leben für Freiheit und Demokratie zweiter Vorsitzender zu führen. Auch zum zweiten Deutschen Bundestag kandidierte er nicht mehr. Am 4. Dezember 1953 starb Fritz Henßler. Die Stadt Dortmund, das Land Nordrhein-Westfalen und die deutsche Sozialdemokratie verloren mit ihm einen der populärsten und wichtigsten Poli­tiker der frühen Nachkriegszeit. Tausende säum­ten die Straßen des Trauerzuges von seinem Wohnhaus in Kirchhörde zum Stadthaus. Erich Ollenhauer charakterisierte den Verstorbenen in seiner Trauerrede bei der Beisetzung:Seine Größe im Menschlichen und Politischen hatte ihre stärksten Wurzeln in seinem immer wachen Verantwortungsbewußtsein gegenüber den Men­schen, die er ansprach, für die er wirkte und die er durch Überzeugung zu gewinnen suchte. Fast 30 Jahre später spannte Carlo Schmid in seinen Erinnerungen den Bogen zu Fritz Henßlers Geburtsort:Dieser hochgeschätzte Mann stammte aus Altensteig im württembergischen Nordschwarzwald, einem der traditionellen Vor­orte des schwäbischen Alt-Pietismus. Den Kir­chenglauben seiner Kindheit hatte er aufgegeben, aber seine Persönlichkeit blieb von den Lebenskräf­ten des Pietismus gezeichnet: völlige Hingabe an die Aufgabe, für die man sich entschieden hat; kein Abirren von einmal erkannter Wahrheit; Lauter­keit des Gewissens; Absage an alles, was uns angesichts der Schwere einer Entscheidung verfüh­ren könnte, ein Surrogat für das Wahre zu halten. Knapp zwei Monate vor seinem Tod empfing Fritz Henßler den Gewerbeverein Altensteig, der eine viertägige wirtschaftskundliche Fahrt ins Ruhrgebiet unternommen hatte. Im Schwarz­wald-Echo erschien ein Bericht unter dem Titel Schwaben-Invasion ins Ruhrgebiet:Fritz Henßler ist der alte geblieben: einfach und bescheiden. Er ist kein Mann großer Worte, sondern aus all dem, was er aus seinem Leben und von seinem Wirken im Dienste der großen Industriestadt Dortmund berichtete, wurde seine Auffassung deutlich: allein die Tat entscheidet. Quellen und Literatur G. Högl/K. Lauschke: Fritz Henßler, Ein Leben für Freiheit und Demokratie, 1886–1953, Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung des Stadtarchivs Dortmund zum 100. Geburtstag von Fritz Henßler am 12. April 1986. Günther Högl, Hans-Wilhelm Bohrisch(Hg.): Die Person immer ganz weit hinter der Sache, Fritz Henßler 1886–1953, Veröffentlichung des Stadtar­chivs Dortmund 13, Dortmund 2003. Carlo Schmid: Erinnerungen, Scherz Verlag, Bern, München, Wien 1979. Patrick von zur Mühlen: Die SPD zwischen Anpas­sung und Widerstand, inDer Widerstand gegen den Nationalsozialismus, S. 86–98, Jürgen Schmädeke, Peter Steinbach(Hg.), Piper Verlag, München 1986. Stadtarchiv Altensteig,Schwarzwald-Echo vom 15. Oktober 1953: ArtikelSchwaben-Invasion ins Ruhrgebiet. Bildnachweis Seite 165, 166: Autor. Seite 169, 171, 173, 174, 175: Stadtarchiv Dortmund. 176