Oskar Wössner · Ein Leben für Freiheit und Demokratieden Parteivorstand gewählt. Als treuer Genossehatte er mit dem autoritären Führungsstil desVorsitzenden Kurt Schumacher offenbar keineProbleme. Innerparteiliche Diskussionen aufBundesebene, wie sie beispielsweise Paul Löbeund Carlo Schmid zu erreichen versuchten, hater jedenfalls nicht angestoßen. Als führenderPolitiker seiner Partei übte er eine Vielzahl vonÄmtern und Mandaten aus: NRW-Landtagsabgeordneter und SPD-Fraktionsvorsitzender,Mitglied des ersten Deutschen Bundestages,Mitglied des Hauptvorstandes der SPD, Vorsitzender des SPD-Bezirks Westliches Westfalen,Mitglied des Zonenbeirates, Mitglied im Vorstand und Vorsitzender des NRW-Städtetages,Mitglied des Deutschen Städtetages, Abgeordneter des Europäischen Parlaments. Trotz dieservielseitigen Belastungen und zeitlichen Inanspruchnahme verlor Fritz Henßler nie dieBodenhaftung: Seine ganze Sorge galt den Menschen im Ruhrgebiet, für deren Belange erimmer eindrucksvoll die Stimme erhob. SeineAutorität war allgemein anerkannt, denn er galtals eine der charaktervollsten Persönlichkeitender Partei.Kommunal-, Landes- und BundespolitikerIm August 1945 lehnte Fritz Henßler die vonder britischen Militärregierung betriebene Berufung zum kommissarischen Oberbürgermeisterin Dortmund ab, weil er sich nach der altenMagistratsverfassung dann nicht mehr hättepolitisch betätigen können. Er wollte aber nachzwölf Jahren erzwungener politischer Enthaltsamkeit am demokratischen Aufbau mitwirken.Erst nach den Kommunalwahlen im Oktober1946 ließ sich Fritz Henßler zum Oberbürgermeister wählen, nachdem zuvor die Militärregierung die Gemeindeordnung dahingehend geändert hatte, dass nun der Oberbürgermeister derpolitische Repräsentant der Kommune war, derOberstadtdirektor der Verwaltungschef.Die Kommunalpolitiker der ersten Stunde sahensich in der Trümmerstadt Dortmund vor einemBerg von Problemen, um das Leben wieder ineinigermaßen normale Bahnen zu lenken: Trümmerbeseitigung, Wohnraumbeschaffung(von146 000 Wohnungen vor dem Krieg waren nur43 000 unversehrt geblieben), Strom-, Gas- undWasserversorgung, zerstörte Werksanlagen. FritzHenßler wurde nicht müde, an den Gemeinschaftssinn zu appellieren und den Willen zuverantwortungsvoller Zusammenarbeit überParteigrenzen hinweg anzumahnen.Titelblatt einer Broschüre mit der Rede von FritzHenßler zum Ruhrstatut vor dem nordrhein-westfälischen Landtag am 11. Januar 1949Die Schulfrage – die SPD war für die Einführung der Christlichen Gemeinschaftsschule, dieCDU für die Wiedereinrichtung von Bekenntnisschulen – stellte eine harte Zerreißprobe darund gefährdete auch in Dortmund die Zusammenarbeit der Parteien. Im Laufe dieser Diskussion musste Fritz Henßler auch böswilligenUnterstellungen entgegentreten:„Bei dieser poli174