Oskar Wössner · Ein Leben für Freiheit und DemokratieDortmund auf. Seine unerschrockene Haltungwährend der vergangenen zwölf Jahre vergrößerte noch sein Ansehen unter den Anhängern.In zeitlich enger Folge trat er als Redner aufKundgebungen und Versammlungen auf undumriss dabei vor Tausenden von Zuhörern dieanstehenden Aufgaben und Vorstellungen seinerPartei. So fiel ihm die Führungsrolle in der SPDzu, und fast zwangsläufig wurde er im August1945 zum Vorsitzenden des provisorischenSPD-Vorstandes Westliches Westfalen gewählt.Die SPD trat gegenüber den alliierten Siegermächten nicht unterwürfig als Bittsteller auf,sondern als jene Kraft, die der NS-Gewaltherrschaft getrotzt hatte. Im November fand inHörde bereits die offizielle SPD-Gründungsfeierstatt, auf der Kurt Schumacher vor 1500 Teilnehmern die Hauptrede hielt. Die SPD behauptete sich als eigenständige und unabhängigeKraft; Fritz Henßler:„Wir wollen nicht dieVerstaatlichung des Menschen, sondern die Vermenschlichung des Staates.“Ausgehend von dieserMaxime lehnten Schumacher und Henßler trotzstarker Einheitsbestrebungen an der Basis einZusammengehen mit der KPD„wegen derenAbhängigkeit von der imperialistischen und dieInteressen der deutschen arbeitenden Bevölkerungnicht achtenden Politik Sowjet-Russlands“striktab. Diese Einschätzung sollte sich später in derOstzone nach dem Zusammenschluss von SPDund KPD zur SED bestätigen.Wie die anderen Parteien konnte die SPDlediglich mündliche Agitation betreiben. FritzHenßler kämpfte deshalb um einen Wiederaufbau der Parteipresse. Im März 1946 erschienschließlich das erste Exemplar des SPD-Organs„Westfälische Rundschau“. Am 11. Mai 1946wurde Fritz Henßler auf dem SPD-Parteitag inHannover mit 85% der Delegiertenstimmen inBezirksvorstandssitzung aus Anlass der Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen(von links): Hans Böckler,Heinrich Wenke, Kurt Schumacher, Fritz Henßler, 1946173