Oskar Wössner · Ein Leben für Freiheit und DemokratieWie seine Partei hielt Fritz Henßler weiter amdemokratisch-parlamentarischen System fest,obwohl die Weimarer Republik dem Untergangentgegentaumelte. In der Fraktionssitzung derSPD-Stadtverordneten am 6. Januar 1933, essollte für Fritz Henßler die letzte während derWeimarer Republik sein, wurde noch überparlamentarische Taktik diskutiert, während aufder Straße die Nationalsozialisten die Republikdemontierten.Nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar1933 wurden wichtige Grundrechte außer Kraftgesetzt, und spätestens damit war die Wahl am5. März keine freie, demokratische mehr.Unmittelbar danach wurden vier SPD-Stadtverordnete, darunter auch Fritz Henßler, in„Schutzhaft“ genommen. Jetzt hätte die SPDFührung eigentlich erkennen müssen, dass es umdas Weiterbestehen der demokratischen Parteienging. In der folgenden Sitzung des Stadtparlaments blieb ein Aufruf zum aktiven Kampf aus,lediglich eine Beschwerde über die Inhaftierungder Genossen wurde vorgetragen. Auch FritzHenßler gab sich weiter der Illusion hin, dieSPD durch eine Stillhaltetaktik vor dem Verbotbewahren zu können. Aus heutiger Sichterscheint es gewiss unverständlich, dass damalseben zu viele wie Henßler glaubten, der„brauneSpuk“ sei nach wenigen Wochen oder Monatenvorbei. Selbst nach seiner ersten„Schutzhaft“setzte Henßler noch auf die demokratisch-parlamentarischen Grundsätze:„Sie(die Nazis) werden doch nicht die Immunität eines Reichstagsabgeordneten antasten.“Am 22. Juni 1933 wurdedie SPD verboten, Fritz Henßler fand sich mitsechs weiteren Führungspersonen der Dortmunder SPD im berüchtigten Polizeigefängnis„Steinwache“ wieder.bekannter SPD-Politiker der Überwachung durchdie Gestapo gewiss sein durfte. Deshalb war erauch kaum der Kopf des SPD-Widerstandes inDortmund, wohl aber ein umsichtiger Ratgeber.In unregelmäßigen Zusammenkünften mit Gesinnungsgenossen erörterte er Möglichkeiten vonAktivitäten im Untergrund, trat mit anderenWiderstandskreisen in Kontakt, stellte Verbindungen zu Emigranten in Holland her(von dortwurden illegale Broschüren in die Stadt„geschmuggelt“) und erhielt auch Exemplare der„Sozialistischen Aktion“ des SPD-Exil-Vorstandes in Prag. Als Anlauf- und Übergabestellefungierte die Leihbücherei von Ella Henßler, woauch immer wieder Treffen stattfanden. Heuteerinnert eine Tafel an diesem Haus an die Treffendes Henßler-Kreises. Wie Fritz Henßler warenviele Sozialdemokraten zu dieser Zeit erwerbslos.Ihnen bot sich an den„Stempeltagen“ auf demArbeitsamt die Gelegenheit zum Austausch vonInformationen. Nachdem 1935 mehrere Anlaufstellen der SPD aufgeflogen waren und dieGestapo mit brutalen Verhörmethoden KenntnisWiderstand unterm HakenkreuzNach dieser erneuten„Schutzhaft“ war auch FritzHenßler klar, dass sich der„Widerstand derSozialdemokraten nicht nur in den Köpfen abzuspielen“habe. Er wusste aber auch, dass er sich alsPorträt von Fritz Henßler aus seinem Todesjahr171