R. Kuhn mit C. Knecht und S. Eisele · Die Fleischbeschau im Landkreis CalwAbgekapselte Trichinen in der Muskulatur(li.) und aus der Kapselbefreite Trichine(re.)und Fleischbeschau(Reichsfleischbeschaugesetz) vom 3. Juni 1900.Es machte eine amtliche Untersuchung aller Schlachttiere vor undnach der Schlachtung zur Pflicht.Beschaubezirke waren zu bilden,und neben Tierärzten durften nurspeziell ausgebildete Personen zuBeschauern bestellt werden. Mitden am 30. Mai 1902 erlassenenAusführungsbestimmungen wurden erstmals einheitliche, tierartspezifische Untersuchungen festgelegt, und es wurden Prüfungsvorschriften für nicht tierärztlicheFleischbeschauer und Trichinenschauer erarbeitet.Rudolph Leuckart entdeckte 1861 den Zusammenhang zwischen der Rinderfinne und demRinderbandwurm des Menschen. Die erstmaligeEntdeckung von Mikroben als Krankheitserregererfolgte durch Louis Pasteur 1870 und lieferteneue Erkenntnisse auch zur Entstehung der bisdahin rätselhaften Fleisch- und Wurstvergiftungen. Die ursächliche Verbindung zwischeneiner Erkrankung an Fleischvergiftung und demErreger wurde erstmals von August Gärtner1888 festgestellt. Aus Blut und Milz einesgestorbenen Patienten als auch aus dem Fleischder notgeschlachteten Kuh, das roh verzehrtworden war, wurden Salmonellen isoliert.Die Einrichtung der Schlachtvieh- und Fleischbeschau(auch kurz„Fleischbeschau“ genannt) warerforderlich, weil erkannt wurde, dass durch denGenuss von Fleisch Krankheiten auf den Menschen übertragen werden können. Außerdem warfestgestellt worden, dass durch Verkauf von Fleischseuchenkranker Tiere Tierseuchen verschlepptwurden. Daraus ergab sich die„gesundheitspolizeiliche“ und die„tierseuchen- oder die veterinärpolizeiliche“ Bedeutung der Fleischbeschau.Der endgültige Durchbruch in der Fleischhygienewar das am 1. April 1903 in Deutschland in Kraftgetretene Reichsgesetz betreffend die SchlachtviehBaden als auch Württemberg erließen Vollzugsverordnungen zu diesem Gesetz am 17. Januar1903 und 1. Februar 1903. In Baden bestanden1904 insgesamt 48 öffentliche Schlachthäuser,in Württemberg waren es 62. Seit 1922 werdenin Zweifelsfällen bei der Schlachttier- undFleischuntersuchung bakteriologische Untersuchungstechniken eingesetzt.Das Reichsfleischbeschaugesetz wurde, bedingtdurch den Fortschritt und die Erkenntnisse derWissenschaft, ergänzt und geändert. Am15. April 1937 wurde es in„Fleischbeschaugesetz“ umbenannt und regelte die Untersuchungspflicht auch bei Hausschlachtungen. Darüberhinaus wurde die Trichinenschau in Deutschland verpflichtend.Im Jahr 1974 hatte der Einsatz hochwirksamerPharmaka in der Nutztierhaltung eine Erweiterungdes Fleischbeschaugesetzes durch die Einführungvon stichprobenhaften Untersuchungen aufHemmstoffe, Östrogen wirksame Substanzen undThyreostatika zur Folge. Der weiteren Entwicklung wurde durch das Gesetz zur Änderung desFleischbeschaugesetzes vom 13. April 1986 entsprochen. Durch die neue Bezeichnung„Fleischhygienegesetz“ wurde zum Ausdruck gebracht, dassin dieses Gesetz und der darauf erlassenen Fleisch137