Joachim Schneider · 500 Jahre Hirsauer Annalen des Johannes Trithemius und ihr Bild vom Fürstenihm festzustellen. Vielmehr nannte er auch dieeinfachen und armen Prälaten vertraulich„seineHerren“ und führte die Angelegenheiten so nachseinen Kräften zu einem guten Ende. Weiter lobtTrithemius die Großzügigkeit Hermanns, seineAusgeglichenheit, die Nähe zu den weltlichenDingen wie den ewigen, geistlichen Dingen.Doch habe er die geistlichen Dinge den weltlichen vorgezogen. Und bei allen weltlichenGeschäften vernachlässigte er doch nicht Gebetund Messe. Und das Herrscherlob setzt sich fortmit Hinweisen auf die außerordentlichen charakterlichen Stärken und auf die Tätigkeit fürdie Kölner Diözese(Ann. II, 507–509). Das Lobin der Sponheimer Chronik für Hermann vonHessen fällt dagegen nur sehr knapp aus, ist aberebenfalls vorhanden(Chron. Sponh., 392).Johann Kämmerer von Dalberg: der humanistisch-gelehrte BischofDass derprincepsder deutschen Humanisten,Johann Kämmerer von Dalberg, Bischof vonWorms(1455–1503), herausragende Lobeshymnen bei Trithemius erhält, dürfte nicht verwundern. Er kommt auf den Bischof in beiden Chroniken anlässlich des Amtsantritts wie auch anlässlich seines Todes zu sprechen. Alle guten undgebildeten Menschen hätten diesen Tod beweint,wie er in den Hirsauer Annalen notiert, dennDeutschland hatte in diesem Zeitalter keinenBischof, der diesem gleichkam, noch werde esvielleicht künftig einen solchen haben. Und dannbeschreibt Trithemius den Grund: die umfassendeBildung in den drei(heiligen) Sprachen, seineKenntnis der Schriftsteller, die Büchersammlung,seine hervorragende Tätigkeit als Erzkanzler desPfalzgrafen Philipp. Überall habe der Kämmerervon Dalberg Gehör und Anerkennung gefunden:beim Papst, dem französischen König; ein Gastgeber und Mäzen aller Gebildeten des Zeitalters seier stets gewesen(Ann. II, 514, 596). Natürlichsteht hier die Erinnerung an dieSodalitas Rhenana,den rheinischen Humanistenkreis der 1490er Jahrebei Trithemius im Hintergrund, die freundschaftliche Verbundenheit mit Dalberg, demprincepsderSteinrelief mit Stifter- und Widmungsinschrift des Wormser Bischofs Johann von Dalberg für den Wormser Domkreuzgang von 1488; früheste Inschrift in der klassischhumanistischen Kapitalis-Schrift in Worms(zum Teil amBildrand unten sichtbar); der betende Stifter wird von derWurzel Jesse, dem Stammbaum Jesu, umrahmt; derHeilige Petrus legt seine Hand auf die Schulter des Bischofs,dessen humanistische Bestrebungen, seine individuelleFrömmigkeit sowie sein Wirken für den Kirchenbau in derNachfolge Petri in dem Relief zur Anschauung kommen.Humanisten.18Die Sponheimer Chronik ist – beieinem ähnlichen Tenor – in ihrer Würdigung auchhier deutlich knapper(Chron. Sponh., 393, 417).Weitere markante Portraits hat Trithemius demSpeyerer Bischof Mathias Ramung(um 1417–1478)(Ann. II, 498), den Würzburger Bischöfen Rudolfvon Scherenberg(1401–1495)(461) und demaktuell regierenden Lorenz von Bibra(1456–1519)(557), seinem Bischof und Landesherrn, sowie dempolitisch bedeutenden Mainzer Erzbischof Bertholdvon Henneberg(1441/42–1504)(518) gewidmet.113