Klaus Pichler · Zwei Württemberger im Ersten Weltkrieg spiel der Soziologe Max Weber. Die umstrittene Kriegszielfrage trug ganz wesentlich dazu bei, dass zu keinem Zeitpunkt ernstlich diploma­tische Wege gesucht wurden und einem Ver­handlungsfrieden in der Phase des Vormarsches der zunächst fraglos überlegenen deutschen Verbände(imBewegungskrieg) keine Chance gewährt wurde. Aber auch nach den fürchter­lichenAbnutzungsschlachten um Verdun, als die Fronten längst erstarrt waren, wäre die Zeit überreif gewesen, über ein Ende des Wahnsinns zu verhandeln. Doch die Vorstellung der Deut­schen, nach so schweren Opfern nun erst recht auf einen Sieg setzen zu müssen, verhinderte eine Verhandlungsbereitschaft. Diese Einstellung herrschte auch bei den Gegnern vor. Hinzu kam die problematische Person des deut­schen Staatsoberhaupts: ein wan­kelmütiger, unentschlossener, oft in martialisch-militärischen Voka­bularien schwelgender Kaiser Wil­helm II. Immerhin erging von den Mittelmächten im Dezember 1916 ein(unpräzises) Friedensan­gebot, das von der Entente umge­hend abgelehnt wurde. gensverteilung bewirkten, dass Klassengegensätze, Religions- und soziale Unterschiede ohne Schärfe blieben. Ähnlich war das Unteroffizierskorps strukturiert. Auch das Offizierskorps rekrutierte sich, nachdem es heimatliche höhere Schulen oder das preußische Kadettenkorps durchlaufen hatte, weit überwiegend aus dem Königreich Württemberg. Und dass die Schwaben seit Jahr­hunderten die Reichssturmfahne in ihrem Wap­pen trugen, war schließlich der Hinweis auf eine lange soldatische Tradition. Der wesentliche Zugang zum Offizierskorps erfolgte von den Studierenden der Landesuni­Das württembergische Korps im Frieden Im Sommer 1914 stellte Würt­temberg von den 25 Friedenskorps des deutschen Heeres nur ein Armeekorps, das XIII. Im Mann­schaftsstand gingen seine Angehö­rigen durchweg aus württember­gischen Landessöhnen hervor, eine bunte Mischung von Bauern, Weingärtnern, Handwerkern, Arbeitern und sonstigen Berufs­gruppen. Das in Württemberg schon damals geltende gleiche und allgemeine(allerdings auf Männer beschränkte) Wahlrecht sowie das Fehlen allzu ungleicher Vermö­König Wilhelm II. von Württemberg in Uniform (nach einem Gemälde von R. Huthsteiner) 65