Klaus Pichler · Zwei Württemberger im Ersten Weltkrieg versität Tübingen, vornehmlich aus dem würt­tembergischen Beamtenstand. Dem in Würt­temberg nicht sehr begüterten Adel kam eine zahlenmäßig eher bescheidene Rolle besonders bei der Kavallerie zu(Otto von Moser). Ein nicht zu unterschätzendes Bindeglied bildete zweifellos der seit dem 6. Oktober 1891 regie­rende König Wilhelm II. von Württemberg. Klug und volksnah, auf Ausgleich und Vernunft bedacht, gegenüber militärischem Brimborium distanziert und damit komplett anders gestrickt als sein preußischer Namensvetter, stand er seinen Untertanen und damit auch den Herzen seiner Soldaten recht nahe. Wie die anderen deutschen Königreiche hatte sich auch Württemberg 1871 bei der Gründung des Zweiten Deutschen Kaiserreichs alsReservat­recht die Führung seiner Truppen in Friedens­zeiten vorbehalten. Seit 1906 bekleidete Otto von Marchtaler, General der Infanterie, das Amt des württembergischen Kriegsministers, nachdem er zuvor Württemberg in Berlin als Militärbevoll­mächtigter vertreten hatte. Durch dieBebenhau­ser Konvention hatten sich 1894 die Monarchen von Preußen und Württemberg auf einen erwei­terten Austausch württembergischer und preu­ßischer Offiziere verständigt, was eine Förderung der Kommunikation zwischen den beiden Offi­zierskorps sowie eine Vereinheitlichung von Aus­bildung und Bewaffnung mit sich brachte. Damit war die 1871 abgeschlosseneMilitär-Konven­tion ausgeweitet, die besagte, dass für die militä­rische Ausbildung der jeweilige kommandierende General zuständig war. Dieser musste vom würt­tembergischen König nach vorheriger Zustim­mung des Königs von Preußen ernannt werden. Im Zeitraum von 1871 bis 1890 hatten durchweg preußische Generäle, nämlich von Stülpnagel, von Schwartzkoppen, von Schachtmeyer und von Allvensleben, dieses Amt bekleidet, 1899 bis 1902 nochmals der Preuße von Falkenhausen. Als eine für das württembergische Korps besonders glück­liche Phase wurden die fünf Jahre zwischen 1908 und 1913 betrachtet, in denen als kommandieren­der General Herzog Albrecht von Württemberg an der Spitze stand. Fast seine gesamte Laufbahn hatte dieser im württembergischen Armeekorps zurückgelegt. Seine Württemberger hätten es gerne gesehen, wenn er das Korps ins Feld geführt hätte, doch das Beförderungsreglement wies ihm andere Aufgaben zu. Bei den alljährlichen großen Paraden auf dem Cannstatter Wasen und in der Ulmer Friedrichsau präsentierte sich das gesamte Friedenskorps mit neun Infanterie-, vier Kavallerie- und vier Artille­rie-Regimentern, einem Pionier-Bataillon, einer Train-Abteilung(für das militärische Fuhrwesen zuständig), zeitweilig auch das nach Straßburg abkommandierte Infanterie-Regiment 126, insge­samt rund 30 000 Mann. Eine militärische Elite­truppe im Sinne eines Leib- oder Garde-Regiments gab es in Württemberg nicht. Das Militär verstand sich in allen Gliederungen alsdas württember­gische Volk in Waffen(Otto von Moser). Zur Ausbildung war seit 1894 eine zweijährige Dienst­zeit festgelegt. Reserve und Landwehr wurden zeitweilig zu Übungen einberufen, ab 1905 entfiel dies bei der Ersatzreserve. Der Landsturm war ohnehin von Übungen befreit. Die württembergischen Verbände im Krieg Am 1. August 1914 erging der deutsche Mobil­machungsbefehl, einen Tag nach dem russischen und fast gleichzeitig mit dem französischen. Schon am Folgetag begann der Strom der Wehr­pflichtigen zu den Sammelstellen. Zeitgleich wurden nicht nur Reserve und Landwehr, son­dern sehr bald auch der gediente Landsturm und die gediente Ersatzreserve einberufen. Somit standen bei Kriegsbeginn sämtliche militärisch ausgebildeten Württemberger vom 20. bis zum 45. Lebensjahr unter Waffen. Zusätzlich wurden bei allen Truppenteilen Kriegsfreiwillige bis zum 17. Lebensjahr und sogar darunter angenommen. Unverzüglich erfolgten in den Standorten die Vorbereitungen der Einheiten für den Einsatz entsprechend detaillierter Mobilmachungspläne, also die eigentliche Mobilmachung. Für alle Feldtruppen lag die feldgraue Kriegsuniform 66