Eckhart Kern · Nagold ist seit 1363 württembergisch von der oberen Donau bis nach Neubulach im Norden. Zum ausgedehnten Territorium kam zusätzlich noch fürstlicher Glanz, als die Tochter Burkhards III., Gertrud(als Königin nahm sie den Namen Anna an), König Rudolf von Habs­burg, den Begründer der Habsburgischen Dynas­tie, heiratete. Gertruds Brüder, der berühmte Minnesänger Albrecht II., Reichslandvogt von Niederschwaben, und Burkhard IV., leiteten jedoch ungewollt den raschen Niedergang der Grafschaft Hohenberg durch eine Teilung ihres Herrschaftsgebiets ein. Albrecht wurde dadurch der Begründer der Rottenburger Linie und Burk­hard IV. der Begründer der Nagolder Linie. Die Söhne Burkhards IV. teilten die Herrschaft Hohenberg-Nagold ihrerseits erneut unter sich auf. Otto I., der Ältere, bekam das Nagolder, sein Bruder Burkhard V. das Wildberger Gebiet. Die an sich schon kleine Wildberger Herrschaft wurde 1355 in einem weiteren Erbgang nochmals geteilt: in eine Herrschaft Bulach und eine Herr­schaft Altensteig. Es existierten damit nebenein­ander vier Hohenbergische Geschlechterlinien mit voneinander unabhängigen Territorien. Diese vier Hohenberger Dynastien verarmten rasch und mussten ihre Territorien in schneller Folge verkaufen. Die Nagolder Linie kam auf diese Weise 1363 an die Grafen von Württemberg, die Bulacher Linie nur ein Jahr später an den rhein­ischen Kurfürsten, die Rot­tenburger Linie 1381 an den Erzherzog von Öster­reich und die Altensteiger Linie 1397/98 an den Markgrafen von Baden. wurden sie in wenigen Generationen so ge­schwächt, dass sie von der politischen Bühne abtreten mussten und andere rivalisierende Fürstenhäuser ihre insolventen Territorien auf­kaufen konnten. Gründe für den Verkauf der Grafschaft Hohen­berg-Nagold an die Grafen von Württemberg Der oben genannte Burkhard IV. von Hohen­berg wird 1270 alscomitis de Nagelte(über­setzt: Graf von Nagold) urkundlich erwähnt. Er nannte sich zwar sonst meist Graf von Hohenberg, kann aber wegen seiner hier zum ersten Mal auftauchenden, neuen Titulierung als erster Graf von Nagold bezeichnet werden. 3 Mit ausgedehnten Gütern beschenkte dieser Graf großzügig sowohl das Kloster auf dem Kniebis als auch sein Hauskloster Reuthin in Wildberg, wo er 1318 begraben wurde. Sein Sohn, Otto I., der Ältere, war schon 1299 vor dem Vater gestorben. Nach damaligem Erb­recht trat nun in direkter Erbfolge sein Enkel, Burkhard VI., genanntGraf Bürgi, die Nagolder Herrschaft an. Er baute den bishe­rigen Nebensitz Nagold weiter zu einer gräf­Nur etwa 130 Jahre lang hatten also diese vorneh­men Grafen von Hohen­berg in Südwestdeutschland ein bedeutendes Territo­rium beherrscht. Durch wiederholte Erbteilungen Fresko in der Remigiuskirche(1320). Das Motiv ist einzigartig: Schulgang Jesu mit Schiefertafel(rechts), links die Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten. 57