Ulrich Boeyng · Zwischen Stauwehr und Steckdose Die bewegte Bau-Geschichte drückt sich im unruhig wirkenden Erscheinungsbild des Kraftwerks aus, an dem die entschei­denden Bauphasen 1909 und 1921 bis heute ablesbar sind. Das E-Werk 1 ist Kulturdenkmal i. S. von§ 2 DSchG aus technikgeschichtlichen Gründen. C. Klinglers Erben Elektrizitätswerk Bettenberg Bereits 1899 später reichte die Kapazität des Stammwerks für den Nagolder Stadt­bereich nicht mehr aus. Klingler ließ fluss­abwärts in Emmingen ein weiteres Kraft­werk errichten, für dessen Wasserversor­gung ein 318 m langer Kanal durch den Bettenberg getrieben wurde. Das zweistö­ckige Kraftwerksgebäude war wie ein Wohngebäude mit Satteldach gestaltet, in dessen überhohem Erdgeschoss sich die Maschinenhalle, im Obergeschoss die Wärterwohnung sowie in einem rückwärti­gen Anbau das Wasserschloss für die Turbinen befand. Zwischen 1902 und 1903 wurden die beiden E-Werke durch eine 5 kV(Kilovolt)-Stromleitung verbunden. 1905 arbeiteten im Kraftwerk zwei Doppelspiralturbinen der Fa. MAG/Geislingen sowie zwei Generatoren der Fa. BBC/Mannheim. Im Jahr 1949 konnte die Weitinger Mühle am Neckar erworben werden, wo noch im gleichen Jahr das dritte Wasserkraftwerk des Betreibers ans Netz ging. 4 Im Jahr 1989 wurden alle drei E-Werke von der EVS übernommen. Zwanzig Jahre später stellte die EnBW 2009 den Abbruchantrag für das alte Kraftwerksgebäude Bettenberg 1. Nach dem Abbruch der Gebäudehülle und deren Ersatz durch einen modernen Schutzbau blieb die historische Installationswand mit den alten Maschinen zu Anschauungszwecken erhalten. Dahinter wurde die gesamte wasserseitige und elektrische Technik erneuert. Das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kraftwerk stehende große, walmdachgedeckte Trafohaus aus den 1950er Jahren ist erhalten und in Betrieb. Das E-Werk Bettenberg war ein Kultur­denkmal aus technikgeschichtlichen Gründen, die Einstufung wurde jedoch nach dem Abbruch des Maschinenhauses gelöscht. Altensteig E-Werk 2, Zustand 2014 Stadtwerke Altensteig(SWA)Altes E-Werk 1, Jahnstraße 13 Der erste Strom wurde in Altensteig Anfang der 1890er Jahre von mehreren privaten Betreibern für den Eigenbedarf erzeugt. In der Oberen Mühle (E-Werk 1, heute Zentrale der SWA) installierte der Besitzer Friedrich Feist 1893 einen Generator zur Stromerzeugung für seine Kunstmühle. Im Jahr 1899 schloss die Stadt mit Feist einen Ver­trag, der ihm erlaubte, im Stadtgebiet elektrische Leitungen zur Straßenbeleuchtung verlegen zu dürfen. Um die benötigte Strommenge jederzeit und unabhängig von der verfügbaren Wasser­menge der Nagold liefern zu können, installierte er zur Unterstützung der Wasserturbine eigens ein Lokomobil(Dampfmaschine auf Rädern). Im Jahr 1911 übernahm die Stadt Altensteig die Obere Mühle, da Feist das Kapital zur Installation der Straßenbeleuchtung aus eigener Kraft nicht aufbringen konnte. Das Mühlengebäude an der Jahnstraße wurde noch im gleichen Jahr an seiner Westseite um einen flachgedeckten Anbau für die Akkumulatoren und im Jahr 1923 um eine turmartige Umspannstation erweitert. Ein Plan zur Stromversorgung und Stadtbeleuchtung aus 27