Ulrich Boeyng · Zwischen Stauwehr und Steckdosezumindest eine maßgebliche Beteiligung zu erreichen. Den Vorreiter machte Ende 1910 derGemeindeverband(GV) des Landbezirks Heilbronn, ihm folgten im Laufe des Jahres 1920 derBezirksverband(BV) Heimbachkraftwerk, der BVJagstkreis und der BV Neckar-Elektrizitätsverband,im Oktober 1921 der BV Kraftwerk Altwürttemberg sowie Anfang 1924 der GV Franken undder GV Jagst-Kocher-Werke.Im gleichen Zeitraum zeigte sich, dass der steileAnstieg des Strombedarfs in den Städten und aufdem Land mit dem anfänglich nur lokal undallenfalls überörtlich begrenzten Verteilernetzeinen großflächigen Ausgleich von Bedarfsschwankungen erforderlich machte. Zu diesemZweck gründeten im Jahr 1918 die Stadt Stuttgart, die Neckarwerke Esslingen, das Alb-Elektrizitätswerk Geislingen sowie der VerbandWürttembergischer Industrieller die„Württembergische Landeselektrizitäts GmbH“(WLG), die 1923 zur AG umgewandelt und inWLAG umbenannt wurde und als reine StromLeitungsgesellschaft agierte. Im gleichen Jahr1923 entstand ein weiterer Verbund, als sich fünfGemeinde- und drei Bezirksverbände zur„Württembergischen Sammelschienen AG“(WÜSAG)zusammenschlossen, die in eigenen Überlandwerken sowohl Strom produzierte als auch imeigenen Leitungsnetz verteilte. Zu einem landesweit, gar reichsweit übergreifenden Verteilernetzkam es in diesen Jahren jedoch noch nicht.und die folgenden Jahrzehnte bis weit in die1990er Jahre überdauert. Ende der 1980er Jahrenahmen die vier großen Energieversorger inBaden-Württemberg – Badenwerk, EVS, Neckarwerke und Technische Werke der Stadt Stuttgart(TWS) – erste Kontakte mit dem Ziel einerFusion auf. Ab August 1997 konnten sie sichdann in der Energie-Baden-Württemberg(EnBW) zusammenschließen. Die EnBW istseitdem neben E.on, RWE und Vattenfall eineder vier großen Energieerzeuger-Gesellschaftenin Deutschland.Mit der Liberalisierung des Energie- und Strommarktes gegen Ende der 1990er Jahre ändertesich die energiepolitische Landschaft grundsätzlich. EU-weit wurde die monopolartige Koppelung der Erzeugung des Stroms an die Verteilungdes Stroms aufgebrochen und der Bezug desStroms von überall her möglich. Der Kostenausgleich für die Durchleitung des„Fremdstroms“zwischen den Netzeigentümern wird dabei vonder Bundes-Netzagentur kontrolliert. Inzwischen hat jeder Endverbraucher die freie Wahlunter den Stromerzeugern und kann daraufvertrauen, dass dieser Strom über das Verteilernetz des für ihn zuständigen Grundversorgersins Haus geliefert wird.Die Anfänge der Stromerzeugungim Landkreis CalwErst mit der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde im Deutschen Reich und insbesondere in Württemberg ab 1934 mit demZusammenschluss der WLAG und WÜSAG zurElektrizitäts-Versorgung Württemberg AG(EVW), nach 1939 mit der staatlich betriebenenZwangsfusion der beiden Zweckverbände OEWund EVW zur neuen Energie-Versorgung Schwaben AG(EVS) sowie im Jahr 1943 mit derwirtschaftlichen Auflösung der übrigen Zweckverbände und ihrer Eingliederung in den Landeselektrizitätsverband Württemberg(LEVW) derKonzentrationsprozess in Württemberg beendet.Diese Konstellation hat den Zweiten WeltkriegIm Landkreis Calw2entspringen mit Nagold,Großer und Kleiner Enz sowie mit der Alb dreiFlüsse, die den Kreis in Nord-Süd-Richtungdurchziehen. In ihren Flusstälern und an denBächen in ihren Nebentälern wurden bis in dieMitte der 1920er Jahre hinein viele neue Wasserkraftanlagen installiert. Neben den überkommenen Mühlrad-Antrieben hat man die seit derMitte des 19. Jahrhunderts aufkommendenTurbinen als Kraftquellen für mechanischeAntriebe in Mühlen und Fabriken, aber auchbereits zur Stromerzeugung mit Generatoren fürden Antrieb elektrischer Maschinen bzw. fürBeleuchtungszwecke genutzt.3Diese elektrischen25