32

Hydrographie. Beschreibung einzelner Flussgebiete, Enz-Nagold.

Das Verhältnis der kleinsten Niederwassermenge zur grössten Hochwassermenge ist nach dem Vorstehenden

an der Enz bei Höfen . etwa = 1:300 r Pforzheim r = 1:340 Besigheim . . = 1:325

* Nagold bei Calw . . = 1:300

Die vollständige, auf die Wasserstände am Pegel von Enzweihingen bezogene Wassermengen­kurve der Enz bei Besigheim ist in Beilage 16 gezeichnet.

Beziehungen zwischen Niederschlags- und Abflussmengen.

Die genaue Ermittlung der Beziehungen zwischen Niederschlags- und Abflussmengen ist mit ganz erheblichen Schwierigkeiten verbunden, weil die Grundlagen der Rechnung eine grosse Anzahl von Fehlerquellen in sich bergen. Die Ergebnisse haben überdies für hydrotechnische Zwecke nur bedingten Wert, weil sie für jeden Einzelteil des Flussgebiets, während kürzerer und längerer Zeit­räume und bei jedem Gewitter und jeder Schneeschmelze stets wechselnde sind.

Die Abflussmengen setzen sich aus dem sichtbaren Abfluss, der gleich dem Produkt von Wasserquerschnitt und Wassergeschwindigkeit ist, und aus dem im Untergrund der Thalmulde sich bewegenden Grundwasserstrom von unbekannter Stärke zusammen. Der sichtbare Abfluss wird gebildet aus dem in Form von Quellen hervorbrechenden Versickerungswasser und aus dem sofort nach erfolgtem Niederschlag beginnenden oberirdischen Abfluss.

Um ein richtiges Verhältnis zwischen dem Abfluss und einem in kürzerer Zeit gefallenen Nieder­schlag zu erhalten, sind nicht die gleichzeitigen Werte zu vergleichen, sondern es ist die Zeit zu be­rücksichtigen, die zwischen dem Niederschlag und der Anschwellung liegt. Der mit der Lage der Erhebungsstelle zum Flusslauf wechselnde Betrag der Verzögerung ist für hohe Wellen geringer als für kleinere. Die abfliessende Wassermenge ist keineswegs dem Wasserstand direkt proportional, bei doppelt so hohem Pegelstand fliesst z. B. in Besigheim, wie dies die Wassermengekurve auf Beilage 16 zeigt, die 12fache Menge des Wassers ab, das hei halb so hohem Pegelstand abfliesst. Bei der umständlichen Berechnung der Abflussmengen musste für den mittleren Pegelstand eines jeden Tages die sekundliche Wassermenge aus der Wassermengekurve entnommen und daraus die Tages-, Monats- und Jahresabflussmengen berechnet werden.

Die auf diese Weise erfolgte Berechnung des 5jährigen Mittels der von der Enz an der Messungs­stelle- bei Bietigheim monatlich und jährlich abgeführten Wassermengen bedarf deshalb später noch einer Berichtigung, weil die Anzahl der vorgenommenen Wassermessungen noch nicht eine völlig ge­nügende ist. Die in der nachstehenden Tabelle zusammengestellten Rechnungsergebnisse sind daher nur als vorläufige Annäherungswerte zu bezeichnen. AVenn diese Rechnungen dennoch durchgeführt wurden, so geschah es nur, um für diesen hauptsächlichsten württembergischen Schwarzwaldfluss und damit auch für einen grossen Teil des Landes selbst, das ungefähre Gesetz der Be- und Ent­wässerung während der einzelnen Monate eines Jahres kennen zu lernen.

Um die Fehlerquellen, die hauptsächlich bei sehr hohen Wasserständen stark sind, zu vermindern, wurde das Verhältnis von Niederschlag zu Abfluss nicht für eine einzelne Flutwelle von kurzer nur nach Tagen zählenden Dauer, sondern für den 5jährigen Zeitabschnitt 1891/95 berechnet. Ein mehr als 5jähriges Mittel hätte allerdings die Trockenperioden der Jahre 1893 und 1895 besser zur Ausgleichung gebracht, es konnte aber die Berechnung aus verschiedenen Gründen nicht auf längere Zeit ausgedehnt werden.

Die Niederschlags- und Abflussmengen des gesamten Enzgebiets während der einzelnen Monate im Durchschnitt der 5 Jahre 1891/95 sind nachstehend tabellarisch und in Beilage 18 bildlicli zu­sammengestellt.

Im Mittel der 5 Jahre 1891/95 fiel hienach in dem 2223 qkm grossen Gesamtgebiet der Enz eine jährliche Niederschlagsmenge von 1812 Millionen cbm, wovon jährlich 549 Millionen cbm oder rund JO,3 °/o oberflächlich abflossen. Während die Niederschlagsmengen im Sommer- und Winter­halbjahr annähernd gleich gross waren, ergab sich für den Sommer eine Abflussmenge von 26,1 °/° und für den Winter eine solche von 34,4 °/o der Niederschlagsmenge.