32

Kloster ein Benediktinerkloster sei, denn der Löwe sei das Wappentier des hl. Benedikt, also eine Art Benediktiner­wappen, in den bärtigen Kuttenträgern Darstellungen der Bauleute, der Bärtlinge oder Laienbrüder, in den gehörnten Tieren Anspielungen auf den NamenHirsau", wobei er allerdings zugiebt, daß sie eher wie Böcke aussehen. Gegen eine derartige Deutung der Tiere spricht die Thatsache, daß in jenen Zeiten Wappen und wappenartige Darstellungen noch ganz ungebräuchlich waren. Kepler deutet die Böcke als Sinnbilder der sündigen, Vergebung suchenden Men­schen (der verlorenen Schafe?). Die Frau bei dem Rad ist ihm die in Alexandria unter Maximin II. geräderte St. Katharina. Diese Heilige hat aber zu Hirsau keine besondere Beziehung, wie etwa St. Benedikt. Eine an­dere, als eine christlich-symbolische Bedeutung kann diesen Bildwerken nicht wohl beigemessen werden. Das vielge­deuteteRad mit seinen dicken Speichen" ist offenbar nichts anderes als ein Kreuz in einem Kranz, ein sogen. Kreuzesnimbus als Symbol des erhöhten Erlösers, angebetet von einer Frauengestalt, in der ohne Zweifel der fromme, opferwillige Sinn derer geehrt werden sollte, die sich durch Schenkungen um das Kloster verdient machten, und unter denen gerade eine Frau, Judith, die Witwe des Markgrafen Hermann von Baden, sich be­sonders hervorthat, indem sie den größten Teil der Bau­kosten aus ihren Mitteln bestritt. Die Kuttenträger sollen gewiß die aufopfernde Thätigkeit der weltentsagenden Laienbrüder bei dem Kirchenbau darstellen; die Löwen sind überall an Thorbauten (und zum Thorbau gehört ja der Turm) Symbole der Wachsamkeit und die knieenden Tiere,