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der alten Abtei, mit dem Kloster durch einen Thorturm verbunden wurde (unter dem Dachgesims die Jahreszahl 1592). Über dem Ostslügel mit seinen zierlichen Doppelgiebeln wölbt sich jetzt statt des Daches der Wipfel der majestätischen „Ulme zu Hirsau". Viel fremdartiges Leben brachte der jeweilige Aufenthalt des herzoglichen Hofes mit seinem Jagdgesinde in den folgenden Jahrzehnten in die Stille dieses Thales.
Im dreißigjährigen Krieg kehrten in Folge des Restitutionsedikts 1630 die Mönche wieder ins Kloster zurück und blieben daselbst mit kurzer Unterbrechung, 1633—34, bis zum westfälischen Frieden. Der katholische Abt Wunibald Zürcher, 1637—48, setzte allen Ansprüchen des Herzogs auf Hirsau hartnäckigen Widerstand entgegen und entführte, als endlich die Mönche wieder weichen mußten, die Lagerbücher, Urkunden und wertvolleren Bücher der Bibliothek — zum Glück, da sie hierdurch der französischen Zerstörung 1692 entgingen.
Mit dem Jahr 1648 wurde Hirsau ein württem- bergisches Klosteramt und erhielt wieder evangelische Äbte. Der Abt war der Vorstand der evangelischen Klosterschule (Seminar). Den Unterricht erteilte er und zwei sogen. Klosterpräzeptoren, die Geistliche waren; diese drei hatten auch den Gottesdienst in der Klosterkirche für die Gemeinde zu versehen.
Am 23. Juni 1677 starb hier der junge Herzog Wilhelm Ludwig. Seine edle Gemahlin Magdalena Si- bylla bewahrte dem Ort eine treue Anhänglichkeit, die sie durch zahlreiche Besuche und Schenkungen von kostbaren Kirchengeräten bethätigte.