Yvonne Arras ·In daß Ehrwürdig gottshauß Gnadenthal zue Stetten, Bey Hechingen gethan Innenansicht der Stettener Klosterkirche nicht, einige Erkenntnisse zu gewinnen. Wie oben erwähnt, vertritt Wilhelm Mönch in sei­nemHeimatbuch über Calw die Meinung, das Klösterle sei 1550 auf Anordnung Herzog Christophs aufgehoben worden. DerVerschrei­bungsbrief lehrt indessen, dass die Terziarinnen offensichtlich bis zum Brand 1566 imKlös­terle lebten. Mehr noch: Dieses tragische Unglück wird als Ursache dafür angeführt, dass die Nonnen sozusagen obdachlos geworden sind. So ist zu lesen:vor verrückhter zeit durch Laidigen Unfahl des Feurs, unndt Brunsten, daß gottshauß unndt closter zue Olburg Bey Kalb gelegen, Unndtergangen, unndt Verbrunnen, alßo daß die Ehrwürdig Mutter Priorin sambt ihren mitschwesteren daselbsten, nit mehr dar­innen wohnen, oder Ihren gottsdienßt, unndt gewerb treiben können. Und mit diesen Umständen wird dann der Umzug des Konvents begründet, dass sie alsoderowegen mit Rath unnd Hülff frommer Leuth, in daß Ehrwürdig gottshauß Gnadenthal zue Stetten Bey Hechin­gen gelegen, gethan worden seien. Das ist insofern bemerkenswert, als nicht etwa Übergriffe von protestantischer Seite moniert werden, was man ja durchaus erwarten dürfte; immerhin war Altburg als altwürttembergische Ortschaft 1534 der Reformation angeschlossen worden. Aber in demVerschreibungsbrief ist nicht die leiseste Spur von etwaigen Bedrängnis­sen seitens der Protestanten zu finden. Man gewinnt den Eindruck, dass das Nonnenhaus rein zufällig just in jener Zeit abgebrannt ist, in welcher inevangelisch gewordenen Territorien allenthalben Klosterfrauen- und brüder aus ihren Klöstern vertrieben worden sind. Zu denken ist etwa, um nur zwei Beispiele herauszugreifen, an die 39 Pforzheimer Domi­nikanerinnen, die 1564 auf den Kirchberg übersiedeln mussten, weil sich der Markgraf von Baden der Reformation anschloss. 20 In der Folge ließ er die Klöster in den 1550er-Jahren säkula­risieren. Doch die Dominikanerinnen von St. Maria Magdalena in Pforzheim weigerten sich standhaft,evangelisch zu werden. Über zehn Jahre hinweg, zwischen ca. 1554 und 1564, schickte der Markgraf mehr als ein Dutzend protestantische Prädikanten zu ihnen ins Kloster, um die Nonnen vom evangelischen Glauben zu überzeugen. Aber es half alles nichts. Schließlich vereinbarten er und Kaiser Ferdinand I. unter Vermittlung des Dominikanerprovinzials Dr. Wilhelm Brandt aus Frankfurt( 1566) ein Abkommen, wonach der gesamte Pforzheimer Schwesternkonvent, also alle 39 Klosterfrauen, ins Kloster Kirchberg(bei Sulz am Neckar) umziehen sollte, was dann auch realisiert wurde: Im September 1564 sind die Pforzheimerinnen 185