Yvonne Arras ·„In daß Ehrwürdig gottshauß Gnadenthal zue Stetten, Bey Hechingen gethan“beauftragt, wie von mir in der Ausgabe von 2014dieser Zeitschrift dargelegt wurde.Diese Vermutung bestätigt denn auch ein zweiter Grabstein, der 1954 entdeckt wurde und beidem es sich nicht nur in historischer, sondernauch in kunsthistorischer Hinsicht um einausgesprochen rares Relikt handelt. Denn erbezeugt zwar in erster Linie den Tod der„muterAdelheit“, aber diese Nonne war nach Auskunftder Inschrift nicht nur„Priorin“ gewesen, sondern zugleich„dy erst anheberin de[r] regel“.16Renate Neumüllers-Klauser, die die Inschriftendes Landkreises Calw für den gleichnamigenBand erforscht hat, weist auf eine vergleichbareInschrift von 1478 aus dem Dominikanerinnenkloster Mariental in Steinheim an der Murr hin.Im Unterschied zur Altburger Fassung ist dieseaber nicht in Form einer in Stein gemeißeltenInschrift überliefert, sondern lediglich alsAbschrift. Trotzdem ist damit erwiesen, dass dieUmwandlung der Klause in eine regulierteSchwesternsammlung mit den Klosterreformenin Württemberg zusammenhängt. Denn auchSteinheim wurde durch die WürttembergerGrafen reformiert, und zwar im selben Jahr, wiees die überlieferte Inschrift bezeugt.17Trithemius berichtet in Band 2 der„AnnalesHirsaugienses“ auf S. 441, die Nonnen hättendaraufhin einen ordentlichen Lebenswandelgeführt. Noch zu seinen Zeiten, das heißt imersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts, als er andiesem Band der„Annalen“ schrieb, sei dieserlobenswerte Zustand festzustellen gewesen. DieSchwestern seien keinem zur Last gefallen,sondern hätten von ihrer Handarbeit gelebt.Gegen das regulierte geistliche Leben, so erzähltTrithemius weiter, hätten sich indessen„Begarden“(also das männliche Pendant derBeginen), die in den Wäldern rund um Hirsaulebten, widersetzt. Diese Begarden wollten esnicht akzeptieren, dass die Beginen, mit denensie zuvor in Kontakt standen, vertrieben wordenseien. Deshalb hätten sie sich hinterlistige Tatenausgedacht, die gegen den Hirsauer Abt gerichtetgewesen seien. Aber ihre Vorhaben seien gründlich gescheitert. Dass man diesen Ausführungeneher kritisch gegenüber stehen sollte, bedarfsicher keiner tieferen Begründung, zumal dieNeigung des Sponheimer Abtes zu phantastischen Erzählungen bekannt ist.Tatsächlich wissen wir nicht besonders viel überden Lebenswandel und das Schicksal der nunmehr regulierten Terziarinnensammlung inAltburg in der Zeit nach ihrer Regulierung um1480 und bis zur Zerstörung des„Nonnenhauses“ im Jahre 1566. Aber einige Nachrichtensind doch überliefert. So darf man aus demUmstand, dass die Altburger Schwestern am12. September 1524 in der Lage waren, demDominikanerinnenkloster Weiler bei EsslingenGülten im Wert von rund 200 Gulden abzukaufen, immerhin schließen, dass die Terziarinnenin materieller Hinsicht nicht mittellos dastanden. Das Kloster Weiler wurde kurz zuvor Opfereiner Verwüstung und benötigte das Geld fürRenovierungsarbeiten am Kloster. Der Dominikanerprovinzial Dr. Eberhard von Kleve und dasKloster Weiler haben die entsprechendeUrkunde besiegelt.18Die Information, die Wilhelm Mönch in seinem Buch„Heimatkundevom Oberamt Calw“(siehe Anmerkung 10) aufS. 50 gibt, dass das Altburger„Klösterlein“ 1550auf Anordnung von Herzog Christoph aufgehoben wurde, hat die Literatur dagegen bislangnicht bestätigt.Auch Karl Greiners Hinweis auf eine„NunnenMagd“, die 1564 im Zusammenhang mit einerprotestantischen Taufe als Taufpatin genanntwird, bedeutet lediglich, dass die Schwestern vonBediensteten unterstützt wurden. Aber dieQuelle gibt keine Auskunft darüber, ob dieseMagd zum Zeitpunkt der Ausstellung derUrkunde eine solche gewesen sei oder irgendwann früher. Man kann meiner Meinung nachhieraus nicht schließen, dass den Terziarinnen„ein evangelisches Mädchen Dienstleistungenverrichtete“, wie es Karl Greiner im Kirchenführer von 1954 auf S. 25 getan hat. Und dievorliegende Abhandlung, die vom Umzug der182