Yvonne Arras ·„In daß Ehrwürdig gottshauß Gnadenthal zue Stetten, Bey Hechingen gethan“Die neuere Literatur kennt das Problem vonderartigen Verallgemeinerungen durch mittelalterliche Historiographen durchaus. Und sowerden auch im speziellen Fall von Altburgweniger im Zustand der Klause selbst dieGründe für ihre Regulierung zu suchen sein alsvielmehr in dem unbedingten Wunsch desLandesherrn, der sich aus einer gewissen Überzeugung speiste, dies tun zu müssen, und deneine päpstliche Bulle von 1459 legitimierte.Diese so genannte„Reformbulle“ galt nachdem Historiker Dieter Stievermann, der dieForschung zuerst darauf aufmerksam gemachtund sich mit ihr ausführlich beschäftigt hat,„für sämtliche klösterliche Niederlassungenihres Herrschaftsbereiches.“15Stievermann istsich sicher, wie er in dem soeben zitiertenAufsatz auf S. 84 schreibt,„daß in Württemberg im 15. Jahrhundert alle Frauenklöster imengeren Sinne ohne Ausnahme reformiert wurden.“Heutiger Zustand der Martinskirche, aufgenommenvon NordwestenSchwestern oder Ähnliches geben könnten. Sokennen wir den tatsächlichen Anlass nicht, derausschlaggebend dafür war, dass die Klausedurch Abt Bernhard von Gernsbach zwischen1462 und 1480 aufgelöst wurde, beziehungsweise die Inklusen durch regulierte Terziarinnen ersetzt wurden – wie bereits dargelegt,berichtet Trithemius hierüber. Wenn auch dieLiteratur aus der Tatsache, dass Trithemiusbehauptet, die„Begutten“(wie er sich ausdrückt) hätten einen„unkeuschen“ Lebenswandel geführt, schlussfolgert, das Nonnenhaus seiaufgrund von„Entartung“(wie Eduard Pauluses formulierte) geschlossen worden, so handeltes sich bei derlei Aussagen doch vielfach umTopoi, das heißt um Gemeinplätze, derer sichOrdensleute wie Trithemius, die sich der strengen Regelobservanz ganz besonders verpflichtetfühlten, häufig bedienten. Ob solche Aussagenim Einzelfall zutreffend sind, ist eine andereFrage.Dazu kommt, dass gerade die Dritt-Ordensregel,die sonst auch„Munio-Regel“ genannt wird –nach dem Ordensgeneral Munio von Zamora,der diese Regel Ende des 13. Jahrhundertsursprünglich ausgearbeitet hatte – im Kontextder Reform Verbreitung fand. Nicht alleinedeshalb, weil die wohl berühmteste Heilige desOrdens, Katharina von Siena(1347-1380) ihrangehörte, sondern weil sie hierzulande nachdem Konstanzer Konzil durch den Ordensreformer Peter von Gegenbach erst populär wurde,nachdem sich sonst die Zahl der reguliertenDritt-Ordenskonvente in überschaubaren Grenzen hielt. Gegenbach war Lektor im Dominikanerkloster in Freiburg im Breisgau und für diesüddeutschen Inklusen gewissermaßen zuständig.Die Umwandlung der Klause in eine regulierteTerziarinnen-Gemeinschaft ist also im Zusammenhang mit den württembergischen Klosterreformen zu betrachten; jenem Phänomen, demsich 1478 auch das Kloster Maria-Reuthinergeben musste. Für dessen Reform wurde imÜbrigen ebenfalls Abt Bernhard von Gernsbach181