Christoph Morissey Das„Pfaffenhaus“ bei Altensteig-Wartvon Flachziegeln, liegt noch ein um 4 m breiter,verschütteter Gewölbekeller(Tonnengewölbe),dessen Südseite offen liegt. Vom Osthang herführt ein etwa 1 m eingetiefter und rund 40 mlanger Graben mit beidseitig aufgeworfenemAushub in gerader Linie auf den Schutthügel zu,ohne dass ein Zusammenhang zu erkennen wäre.Weitere ganz flache Gräbchen durchziehen dennördlich anschließenden Fichtenwald, die fast wieDrainage- oder Grenzgräbchen aussehen, vielleicht aber auch auf alten Ackerbau hinweisen.Im fast ebenen Gelände des breiten Bergrückens– darin vergleichbar mit dem Hügel„Pfaffenhaus“ – mit nicht allzu steilen Hängen ist jedenfalls weder ein natürlicher Schutz für das Gebäudegegeben, noch ist es in hervorgehobener Lageerrichtet worden.Frühe Burg oder doch eher Hofstelle?Wie eine Burg sieht das ganze Ensemble jedenfallsnicht aus. Hans Peter Köpf vermutete 2005 zwardarin eine Anlage, die„unverkennbar auf das 11.Jahrhundert“ zurückgeht und verband sie miteinem Erlewin von Ratfelden. Überzeugen kanndies jedoch nicht, sind die von ihm genanntenVergleichsbeispiele wie die Waldenburg bei Neuenbürg oder auch die„Sulzburg über dem Neckartal unweit der Weitenburg“(damit kann eigentlich nur die Siegburg oberhalb von Sulzau, Gde.Starzach, gemeint sein) von gänzlich andererGestalt, vor allem jeweils in hervorgehobener, vonNatur aus geschützter Spornlage errichtet unddurch einen wehrhaften Graben gesichert.15Inaller Regel sind Burgen des 11. Jahrhunderts alsSitze hochadeliger Familien in exponierter, gutgeschützter Lage errichtet worden.16Auch derangegebene Bezug zur vermeintlich schon im 11.Jahrhundert so wichtigen„Weinstraße“ als Höhenstraße über den Nordschwarzwald vermag vorerstnicht zu überzeugen: Selbst in waldfreiem Zustanddürfte in dem nach Norden ansteigenden Geländezum einen kaum eine gute Sichtverbindung zurStraße möglich gewesen sein, zum anderen istderen Bedeutung und Frequentierung für dieseZeit eigentlich in keiner Weise abzuschätzen.17Freilich gibt es derzeit noch keine überzeugendeDeutung der Gebäudereste im Wald Kegelshart.Dietmar Waidelich hat aber darauf verwiesen,dass es unter den Archivalien zur GültlingerHerrschaft in Berneck für das Jahr 1618 ein HofKegelsatz erwähnt wird, womit vielleicht dasGebäude im Wald Kegelhart gemeint seinkönnte. Dazu könnte passen, dass nach denGeländespuren als auch historischer Überlieferung von früherer Landwirtschaft(Felder) aufdem Kegelhart ausgegangen werden kann.18Das„Pfaffenhaus“ als Jagdeinrichtung?Was bleibt, nachdem sich alle bisherigen Überlegungen zur ursprünglichen Funktion des„Pfaffenhaus“ genannten Hügels im Wald Neubannals nicht tragfähig erwiesen haben? Zu überlegenwäre, ob es nicht eine zu Jagdzwecken dienendeEinrichtung gewesen sein könnte. Einige vageHinweise aus der Literatur lassen durchaus auchan einen erhöhten Jagdstand(Jagdkanzel) denken, von dem aus das Anlegen auf Wildtieremöglich war. Beispielsweise finden sich in derOberamtsbeschreibung Leonberg etliche Belegefür solche Hügel.19Auch wurde etwa beimSeehaus im sogenannten Eltinger See naheLeonberg wohl um 1611 eine Insel in einemWeiher aufgeschüttet und darauf später eineSchießkanzel für die Hirschjagd aufgestellt. DerSeedamm ist noch gut zu erkennen, der Seewurde noch um die Mitte des 17. Jahrhundertsaufgelassen. Herzog Friedrich ließ dort einLustschloss errichten. Der Hügel ist heute nochin den Wiesen als flache Erhebung zu erkennen.20Auch in höfischen Parkanlagen der frühenNeuzeit wurden offenbar vergleichbare Erdhügelmit Graben angelegt, so etwa in dem Tiergartenbei Waldmannshofen nahe Creglingen im MainTauber-Kreis.21FazitDie geschichtliche Aufarbeitung überlieferter,vermeintlicher oder auch gesicherter und erhaltener45