Fritz Barth · Vom Regimegegner zum Bürgermeister CalmbachsSägewerksbesitzers Franz Barth und war NSDAPMitglied. Im Konzentrationslager Heuberg befandsich zur selben Zeit Kurt Schumacher, Mitgliedder am 22. Juni 1933 verbotenen SPD. Nach demKrieg wurde er Parteivorsitzender und Bundestagsmitglied. Robert Müller lehnte die Unterzeichnung einer Loyalitätserklärung auf Unterlassung von Aktivitäten gegen die NS-Bewegung alsBedingung zur Entlassung aus der KZ-Haft ab,weswegen er länger inhaftiert blieb als die anderenCalmbacher. Nach der Entlassung am 23. Dezember 1933 blieb Müller seiner kommunistischenÜberzeugung treu.Nach einem weiteren Eintrag des Amtsgerichtsgefängnisses Neuenbürg kam Robert Müller am2. November 1935 erneut in Neuenbürg inU-Haft. Haftgrund:„Politisch“. Als Grund fürdie Beendigung der U-Haft am 9. Dezember1935 ist verzeichnet:„Auf freien Fuß gesetzt.“Schutzhaft und Lager im SüdwestenIm Nationalsozialismus wurden Regimegegner und andere missliebige Personen anfänglich durch die SA und SS in„wilden Lagern“festgehalten und dort auch misshandelt.Ohne richterliche Kontrolle und allein aufgrund polizeilicher Anordnung in„Schutzhaft“ genommen, waren die festgehaltenenPersonen vollkommen rechtlos gestellt. DieGrundlage der Inhaftierung lieferte dieReichstagsbrandverordnung vom 28. Februar1933, erlassen von Reichspräsident Paul vonHindenburg; offizielle Bezeichnung:„Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“.Als frühestes Konzentrationslager imwürttembergisch/badischen Raum wurdeschon am 21. März 1933 das Konzentrationslager Heuberg auf dem Gelände desTruppenübungsplatzes bei Stetten am kalten Markt eröffnet. In den Gebäuden einesehemaligen„Großkinderheimes“ wurden abMärz 1933 die von den örtlichen Parteileitungen bestimmten missliebigen Personenin„Schutzhaft“ gehalten. Darunter warenKommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Mitglieder der Zentrums- undDeutschen Demokratischen Partei. Ihrepolitische Betätigung wurde dadurchunmöglich gemacht. Bis zur Schließung desLagers im Dezember 1933 wurden etwa3 500 Männer dort arretiert. Der ersteLagerkommandant war Max Kaufmann ausStuttgart, SA-Sturmbannführer und Majora. D. Ihm folgte Karl Buck.Weil die Reichswehr ihre Übungsflächevergrößerte, wurde das Lager Heuberg imNovember/Dezember 1933 aufgelöst. DieHäftlinge wurden in das neu errichtete KZOberer Kuhberg, offiziell„Württembergisches Schutzhaftlager Ulm a. D.“, überstellt. Durch die allgemeine Zentralisierungdes KZ-Systems wurde das KZ Oberer Kuhberg 1935 aufgelöst und die verbliebenen 30Gefangenen in das KZ Dachau verbracht.Eine Voraussetzung zur Entlassung aus der„Schutzhaft“ war für politische Gefangenein den Jahren 1933 und 1934 die Unterzeichnung einer Verzichtserklärung aufzukünftige politische Betätigung.Im Ort war Robert Müller als Gegner desNS-Regimes allseits bekannt. Wenn zum Beispiel Güterbeförderer Oskar Barth Futtermittelin die Gerberstraße lieferte, war obligatorisch,dass nicht mit„Heil Hitler“ gegrüßt wurde. Eswar bekannt, dass Müller Kommunist war undeine jüdische Frau hatte, deshalb wurde mit„Grüß Gott“ begrüßt.Robert Müller wurde vor dem Zweiten Weltkriegwegen seiner jüdischen Frau zum Straßenbau nachHerrenalb gezwungen. Während seiner Abwesenheit musste Vera Müller den Judenstern tragen,wenn er daheim war, duldete ihr Mann dies nicht.Von einer Amtsperson auf dem CalmbacherRathaus wurde Robert Müller immer dannverständigt, wenn seine Frau Vera als Jüdinabgeholt werden sollte, sodass er Schutzmaßnah138