Karl J. Mayer · Des Herzogs Hirsauer Untertanenrungen“, man sprach von„Schmiralien“ undwusste, dass mancher Verwaltungsakt eher zueigenen Gunsten ausfiel, wenn etwas Geld floss.Dass das jeder wusste, hieß nicht, dass jeder sichdamit abfand. Manchmal war der Punkterreicht, wo die Untertanen tatsächlich protestierten. Auch das war in Württemberg nicht soselten, wie es einem das Bild des bedächtigen, insich ruhenden, treuen, den Landesherren ausganzem Herzen liebenden Württembergers suggeriert. Gerade am Ende des 18. Jahrhundertsgärte es nicht selten im Volk und die Gärungbrach sich mitunter auch Bahn.30Nach der Klage des Pfistermeisters Haußer zogeine ganze Reihe von Zeugen im März 1789 vordem Klostergericht auf. Dabei stellte sich heraus,dass Krombein von einer Witwe Heu hattekaufen wollen. Man hatte ihm diesen Kaufuntersagt und ihm bedeutet, er müsse wie dieanderen Interessenten auch bis zum„öffentlichen Aufstreich“ warten. Obwohl dies eineAnordnung des Oberamtmannes gewesen war,verdächtigte Krombein den Haußer, dieseAnweisung gegeben und ihm so einen gutenKauf verdorben zu haben.Das also war der Auslöser der ehrverletzendenBeleidigungen. Etliche gutmeinende Hirsauer,die Zeugen der Angriffe Krombeins auf Haußergewesen waren, etwa der Hofmeister Goll undder Hirschwirt Schnaufer, hatten Krombeinnoch zügeln wollen, doch der hatte, wie dasProtokoll festhielt,„etwas Wein im Kopf“ gehabt, als er Haußer einen Eselstreiber undHerrschaftsbetrüger genannt hatte.Die meisten weiteren Zeugen des Vorfallsbestätigten die Beleidigungen im„Hirsch“.Allerdings wollten sie nicht unbedingt Öl insFeuer gießen. Der eine hatte – so seine Einlassung – wohl gerade einen„Abtritt genommen“, als Krombein vom Leder zog, einanderer hatte das Gasthaus verlassen, bevor esdeftiger wurde. Andere behaupteten, derbetrunkene Krombein habe nur sehr undeutlich geschimpft.Krombein gab in der Verhandlung zu, dass erHaußer einen Eselstreiber genannt habe, nichtaber einen Herrschaftsbetrüger. Er beschuldigteden Pfistermeister seinerseits, dieser sei amAbend nach der öffentlichen Beleidigung zwischen 7 und 8 Uhr mit einem„Bengel“ odereinem„Spizzstecken“ ins Wirtshaus gekommen,mit der erklärten Absicht, den„Eselstreiber“ mitdem Schreiner„auszumachen“. Mit anderenWorten: Haußer hatte geplant, seine Ehre unddas Ansehen seines Amtes recht handfest wiederherzustellen und Krombein zu verprügeln.Haußer räumte durchaus ein, an jenem Abendmit einem Stecken in den„Hirschen“ gekommen zu sein, doch habe er den gleich neben denUhrenkasten gestellt, nachdem er das Gasthausbetreten hatte. Dem Krombein habe er angeboten, sich in Ruhe über die Vorwürfe, vor allemüber den, er sei ein„Eselstreiber“, unterhaltenzu wollen.Der Hirschwirt Schnaufer widersprach dieserAussage, indem er erklärte, Haußer sei sehr wohlmit einem Stecken bewaffnet in der Wirtsstubezum Krombein gegangen und habe ihm gesagt,nun wolle man diese Händel miteinander ausmachen, worauf Krombein das Wirtshaus verlassen habe, mit den Worten,„heute wolle erkeine Händel ausmachen“. Haußer wollte demSchreiner nachgehen, wurde aber vom Wirtdaran gehindert, indem der ihn an den Händennahm und sich vor die Tür stellte. Über die Artder ausgetauschten Beleidigungen könne er,Hirschwirt Schnaufer, allerdings nichts sagen; essei gerade in Liebenzell Jahrmarkt gewesen, dieWirts-Stube voll und er dauernd bei den Gästen.An dieser Stelle wurden dann die Hintergründeetwas schärfer. Denn nun warf Krombein vorGericht Haußer vor, er habe einen ScheffelDinkel, der Teil der Pfarrbesoldung war, zu dreiGulden gekauft, ihn aber ihm, Krombein fürvier weiterverkauft. Somit habe der Pfistermeister einen verbotenen Handel betrieben und diesseit mehreren Jahren. Haußer stritt dies ab.Außerdem sei, so Krombein, im Jahr 1787 bei23