Joachim Schneider · 500 Jahre Hirsauer Annalen des Johannes Trithemius und ihr Bild vom Fürsten nun zu einem guten Ende gebracht zu haben. 500 Jahre später feiern die Stadt Calw, das Klostermu­seum Hirsau und derVerein der Freunde des Klosters Hirsau zu Recht das Jubiläum des wichtigsten historiographischen Werkes des bedeutenden deutschen Humanisten. Allerdings geben die verschiedenen, voneinander abwei­chenden Daten im Werk selbst und in beglei­tenden Briefen des Autors über den genauen Abschluss des Werkes etliche Rätsel auf, die ich zunächst aufzulösen versuche. Danach soll die Biographie des Autors knapp umrissen und sein historiographisches Werk in derselben verortet werden, um dann im Hauptteil dieses Beitrags auf ein bisher noch nicht bemerktes Charakteris­tikum des zeitgenössischen Teils der Hirsauer Annalen einzugehen: auf die zahlreichen Fürsten­Geschichten, anhand derer Trithemius offen­sichtlich nicht nur die Erinnerung an diese Herrscher bewahren, sondern auch aus seiner Sicht vorbildliche fürstliche Eigenschaften im Allgemeinen aufzeigen wollte. Die Datierungsvermerke der Hirsauer Annalen An das Ende der Chronik, unmittelbar oberhalb des schon zitierten abschließenden Schreiberver­merks von 1514, hat der Autor durchaus selbstbewusst ein komplettes Verzeichnis seiner Schriften gestellt. Dieses datiert Trithemius im abschließenden Satz dort(Ann. II, 604) mit Anno ... tertio decimo , also im Jahr 1513 , am 31. Dezember, im 51. Lebensjahr des Autors. In Parallelführung zur Ordinalzahl der Jahresangabe nach Christi Geburt muss hier gemeint sein, dass der 1462 geborene Autor damals 51 Jahre alt war. Auch der Widmungsbrief für den zweiten Band der Annalen an Abt Johannes Hannßmann ist auf den 31. Dezember 1513 datiert, wie eine Auskunft der Bayerischen Staatsbibliothek München ergeben hat, wo das von Trithemius eigenhändig geschriebene Autograph des Werkes mitsamt der ebenfalls beige­gebenen autographen Kopie des Widmungsbriefes verwahrt wird. 2 Der Druck von 1690 hatte hier das falsche Jahr 1512 wiedergegeben(Ann. II, 8). Schließlich hat Trithemius einen Brief an seinen Schüler Nikolaus Basellius, der anscheinend dem Werk beigelegen hat, auf den 12. April 1514 datiert, 3 nach Vollendung des 52. Lebensjahrs des Autors, im 31. Jahr seines Sponheimer Abbatiats, in der 2. Indiktion und im 28. Jahr der Herrschaft König Maximilians(Ann. II, 4). Überlieferte Datierungen zur Fertigstellung der Hirsauer Annalen 1. Schriftenverzeichnis am Ende der Annalen: Anno tertio decimo (= 1513), 31. De­zember, im 51. Lebensjahr( etatis mee quinquagesimo primo (sic)) des Autors(clm 704, fol. 312v)(Ann. Hirs. II, 604) 2. Widmungsbrief für Johannes Hannßmann: M D XIII (= 1513), 31. Dezember(clm 704, fol. 3v)(Ann. II, 8 falsch zu 1512) 3. Schlussschrift: M D XIIII (= 1514), 11. Jahr des Abtes Johannes, zweite Indik­tion(clm 704, fol. 312v)(Ann. II, 604) 4. Brief an Nikolaus Basellius: M D XIIII (= 1514), 12. April, nach Vollendung des 52. Lebensjahrs( aetatis meae LII. com­pleto ) des Autors, 31. Sponheimer Abts­jahr, 2. Indiktion, 28. Regierungsjahr König Maximilians(clm 704, fol. 1v) (Ann. II, 4) Damit sind insgesamt vier, im Stil der Zeit zum Teil mehrfach näher spezifizierte Daten überlie­fert, die auf den Abschluss des Werkes Bezug nehmen: der 31. Dezember 1513 in der Schluss­schrift des Werkverzeichnisses und im Wid­mungsbrief an den Abt, der 12. April 1514, an dem Trithemius das fertige Werk anscheinend an Basellius schickte sowie das Jahr 1514 ohne nähere Tagesangabe in der eigentlichen Schluss­schrift des Autors. Klaus Arnold, dessen Trithe­mius-Biographie nach wie vor den Bezugspunkt jeder Forschung zu dem Humanisten bildet, hat demgegenüber den Widmungsbrief an Abt Johannes, wohl ohne Berücksichtigung seiner 104